Formel 1: Aston Martin gehört die Zukunft - Was macht Verstappen?
Die Männer und Frauen in British Racing Green haben in diesen Tagen beste Laune. Zwar gewinnt Aston Martin nicht, sogar WM-Punkte sind eine Seltenheit für das Team aus Silverstone - und doch schlendern die Angestellten frohen Mutes durch das Fahrerlager der Formel 1 in Baku.
"Es war zuletzt ziemlich schwer, mit dem Grinsen aufzuhören", gibt Teamchef Mike Krack zu. Grund dafür ist der Blick nach vorn.
"Aston Martin", sagt Fernando Alonso, "ist das Team der Zukunft." Der Spanier sollte es wissen, er ist schließlich Teil des Plans. Als Top-Fahrer und Aufbauhelfer ist er seit 2023 dabei, der größte Coup gelang dem Rennstall allerdings in dieser Woche: Adrian Newey heuert im Jahr 2025 an - und wird bei Red Bull eine gewaltige Lücke hinterlassen.
Die Red-Bull-Ära geht zu Ende
Es riecht mal wieder nach Machtwechsel in der Formel 1. Denn wenn es in der Königsklasse einen Garanten für Siege gibt, dann ist das der 65 Jahre alte Star-Designer. Die Autos für 13 Fahrer- und 12 Konstrukteurstitel hat er am Reißbrett entworfen.
Egal, wo Newey hinkam, zu Williams 1990, zu McLaren 1997, zu Red Bull 2005 - es folgten dort bald Jahre der Dominanz. Max Verstappens Titelserie seit 2021 ist Neweys jüngster Streich. Allerdings verlässt er die Weltmeister im Unfrieden. Red Bull im Jahr 2024 ist offenkundig ein gespaltenes Team.
Seit Monaten gärt es dort, interne Machtkämpfe wurden offensichtlich. Kein gesundes Betriebsklima. Und offenbar auch kein geeignetes Arbeitsumfeld für Newey. Auch der langjährige Sportdirektor Jonathan Wheatley verlässt Red Bull, zum Jahresende schleißt er sich dem künftigen Audi-Werksteam an.
Vor dem Formel 1 GP Baku (Sonntag, 13 Uhr/RTL und Sky) hat Max Verstappen noch immer die deutliche WM-Führung inne, alles in allem wirkt Red Bull aber eher wie ein Team der Vergangenheit. Seit vier Monaten wartet man auf einen Sieg, ein Weg aus der Krise wurde nicht gefunden.
Flirt mit Verstappen
Bald werden die Uhren in der Formel 1 wieder auf null gestellt: 2026 wird ein neues Reglement eingeführt, jeder Rennstall muss ein neues Auto entwerfen. Wer wird dann die größten Erfolge einfahren können? Im Augenblick spricht sehr vieles für Aston Martin.
Der milliardenschwere Teambesitzer Lawrence Stroll verfolgt sein Ziel - die Weltmeisterschaft - mit viel persönlichem Einsatz. In Silverstone ist eine hochmoderne Fabrik entstanden, Alonso bezeichnet sie als "Gamechanger."
Zahlreiche künftige Mitarbeiter hat Aston Martin von der Konkurrenz abgeworben: Der Technische Direktor Dan Fallows, über Jahre Neweys Vertrauter bei Red Bull, ist bereits da. Auch Ferraris Technikchef Enrico Cardile wechselt das Lager, als CEO heuert bei Aston Martin Andy Cowell an, einer der Baumeister der Mercedes-Dominanz im vergangenen Jahrzehnt.
Das Team werde gerade "in jeder Hinsicht attraktiver", sagt Mike Krack. Das Selbstbewusstsein ist mittlerweile derart gewachsen, dass der Rennstall sogar mit dem Fahrer flirtet, der sich seinen Arbeitgeber aussuchen kann: "Die Tür für Max Verstappen", sagt Krack, stehe immer offen.