Breaking bei Olympia: Jung und hip - seit einem halben Jahrhundert
Breaking, früher auch als Breakdance bezeichnet, hat seinen Ursprung in der Hip-Hop-Kultur der frühen 1970er Jahre, genau genommen an einer Straßenecke im wüsten New Yorker Stadtteil Bronx. Jedes Wochenende trafen sich dort junge Leute, der Ghetto-Blaster wummerte, getanzt wurde auf eine eigene Art, besonders während der Breaks, also der instrumentalen, von Bass und Schlagzeug geprägten Passagen der Songs. Clive Campbell alias DJ Kool Herc fand das cool und begann, tanzbare Breakbeats zu mixen.
Es entstanden Tanzgruppen (Crews), die bekannteste war die Rock Steady Crew. Sie versammelten sich zu Battles. Der Film "Flashdance", die Älteren mögen sich erinnern, sorgte 1983 für einen weltweiten Popularitätsschub, der aber nicht lange anhielt. Erst ab 1990 gewann Breaking wieder an Bedeutung, weltweit gibt es Tänzer. Der größte internationale Wettbewerb ist der "Battle of the Year" (BOTY), erfunden 1990 von einem Deutschen. Das Finale wird seit 2013 in Braunschweig ausgetragen.
Und jetzt also Paris. Ein vorerst einmaliges Gastspiel bei Olympia, den Franzosen zuliebe. Die Teilnehmer: ein sehr buntes Völkchen. Da ist B-Girl Manzinha aus dem IOC-Flüchtlingsteam, 21 Jahre alt, geboren in Kabul, geflohen vor drei Jahren aus Afghanistan nach Spanien. Da ist B-Girl Ayumi aus Japan, Nachname Fukushima, die freilich längst kein Girl mehr ist, sondern 41 Jahre alt, Lehrerin im japanischen Kyoto, aber auch, Achtung: Weltmeisterin von 2021, WM-Dritte 2022, WM-Zweite 2023.
Die Goldfavoritin dagegen könnte Ayumis Tochter sein. B-Girl "Nicka", bürgerlich Domenika Banivic, 17 Jahre alt, aus Litauen, ist die amtierende Weltmeisterin. Nicht zu unterschätzen: "Sunny" Choi, auch schon 35 Jahre alt. Um sich intensiv auf Olympia vorbereiten zu können, schmiss sie im Januar 2023 einfach mal ihren Job als Director of Global Creative Operations beim Kosmetik-Giganten Estee Lauder hin. Die Hoffnungen der Gastgeber ruhen auf der WM-Dritten "Syssy", bürgerlich Sya Dembele. Deutsche B-Girls und B-Boys sind nicht dabei.
Place de La Concorde als Breaking-Hotspot
Getanzt, oder gebreakt wird auf dem Place de La Concorde, dem Epizentrum der hippen, coolen Sportarten. Die B-Girls sind am Donnerstag dran, die B-Boys am Freitag. Jeweils 16 Breaker treten in direkten Duellen gegeneinander an, nach drei Runden zu je 60 Sekunden entscheidet eine Jury über Siegerin und Sieger. Kriterien sind Kreativität, Persönlichkeit und Technik. Weltmeister und Favorit bei den Männern ist "Victor" (Victor Montalvo) aus den USA, er gilt als erfolgreichster B-Boy der Geschichte.
Breaking hatten die Herren der Ringe übrigens schon für die olympischen Jugendspiele 2018 entdeckt, auf der ganz großen Bühne bleibt der Auftritt aber erst mal einmalig. Für Los Angeles 2028 steht Breaking nicht auf dem Plan. Aber schon bald nach Paris geht wieder was: Vom 4. bis zum 6. Oktober findet die WM statt. In Magdeburg.