Anzeige
Anzeige
Anzeige
Mehr
Anzeige
Anzeige

"Ein Monster geschaffen": Sepp Blatter entschuldigt sich, FIFA plant weitere Reformen

Der frühere FIFA-Präsident Joseph Blatter bei einem Presseevent im Rahmen der WM 2018 in Russland
Der frühere FIFA-Präsident Joseph Blatter bei einem Presseevent im Rahmen der WM 2018 in RusslandProfimedia
Der ehemalige FIFA-Präsident Joseph S. Blatter sieht im Startzeitpunkt seines Engagements im Fußball-Weltverband die "Geburtsstunde von etwas, was so groß geworden ist, dass es außer Kontrolle geriet". Das sagte der 86 Jahre alte Schweizer im Interview mit der Wochenzeitung "Die Zeit". "Ich habe wirklich versucht, dem Fußball immer zu dienen. Wenn ich ihm damit geschadet habe, dann tut es mir leid", sagte Blatter.

Als FIFA-Direktor für Entwicklungsprogramme sei es 1975 sein Job gewesen, "diesen Sport auch außerhalb Europas und Südamerikas in die Welt zu tragen. Erst als Generalsekretär, dann von 1998 bis 2016 als Präsident habe er "versucht, das Geschäft zu kontrollieren". Doch letztlich sei er "am wirtschaftlichen Wert des Fußballs und an der Politik" gescheitert. Sein Vorgänger Joao Havelange habe einmal zu ihm gesagt: "Sepp, du hast ein Monster geschaffen. Vielleicht hatte er recht."

Die Entwicklung im Fußball kritisierte der ehemalige Top-Funktionär im Zeit-Interview zudem scharf. "Was derzeit geschieht, ist eine Überkommerzialisierung des Spiels. Es wird versucht, immer mehr aus der Zitrone zu pressen – beispielsweise mit der WM-Endrunde mit 48 Teams oder nun mit einer Klub-WM, die als direkte Konkurrenz zur Champions League betrachtet werden muss", sagte Blatter. Die FIFA mische sich "in etwas ein, das sie eigentlich nichts angeht – in den Klubfußball."

FIFA plant WM-Austragung im Dreijahresrhythmus

Infantinos Pläne, die WM häufiger auszutragen und damit mehr Geld zu generieren, sind bekannt. Wie die englischen Zeitungen The Guardian und Daily Mail übereinstimmend am Mittwoch berichteten, soll die WM ab 2030 im Dreijahresrhythmus ausgetragen werden - seit 1930 fanden die Weltmeisterschaften stets alle vier Jahre statt. Lediglich 1942 und 1946 war die bedeutende Veranstaltung kriegsbedingt ausgesetzt worden.

Insbesondere in den etablierten Fußballnationen in Europa stößt Infantino mit seinem Reformeifer häufig auf Widerstände. Ein veränderter Rhythmus hätten weitreichende Folgen für alle Ligen und Spieler. Möglicherweise würde die WM mit kontinentalen Turnieren wie dem Afrika-Cup, der EM oder der Südamerikameisterschaft kollidieren.

Zudem soll ab 2025 soll bereits die von Blatter thematisierte Klub-Weltmeisterschaft mit 32 Teilnehmern stattfinden. Details hat die FIFA bislang nicht öffentlich umrissen, jedoch gilt die neue Teilnehmerzahl als nahezu fix. Mehr Teilnehmer wird es auch bei der WM 2026 in Mexiko, den USA und Kanada geben. Erstmals in der Turniergeschichte werden 48 Mannschaften an der Endrunde teilnehmen. So soll auch sportlich weniger bedeutsamen Nationen eine Teilnahme ermöglicht werden.

Kritiker sehen in Infantinos Bestrebungen, das Teilnehmerfeld aufzustocken, hauptsächlich den Versuch, sich bei zukünftig stattfindenden Wahlen die Stimmen der entsprechenden Verbände zu sichern. Obendrein steigt die Anzahl der auszutragenden Partien von 64 auf 80 - folgerichtig könnte der Weltverband dann auch mehr TV-Einnahmen lukrieren.