Krupp über Eishockey-Superstar Draisaitl: "Was ihm fehlt, ist der Stanley Cup"
Es habe "noch nie einen Spieler gegeben mit einem deutschen Pass wie Leon Draisaitl", betonte Krupp. "Was ihm fehlt, ist der Stanley Cup. Ich würde mich riesig für ihn freuen. Ich weiß, wie viel Arbeit darin steckt. Wie viele Opfer du bringen musst, um da zu sein, wo Leon Draisaitl ist. Ich würde mir wünschen, dass er es schafft."
Draisaitl war in den vergangenen Jahren mit den Kanadiern immer zu früh auf dem Weg zum großen Ziel gescheitert. Trotz starker Leistungen. "Jeder weiß, dass er Weltklassequalitäten hat", so Krupp, "was gefehlt hat, ist der Erfolg im Stanley Cup, der Erfolg in den Play-offs. Er braucht niemandem mehr zu beweisen, dass er einer der besten offensiven Spieler in der Welt ist. Was er beweisen muss, ist, dass er auf dem Eis stehen kann, wenn der Stanley Cup gewonnen wird."
Kontakt gibt es immer mal wieder. "Man rennt sich über den Weg. Die Eishockeywelt ist eine kleine Welt", erzählte Krupp, der 1996 mit Colorado Avalanche triumphierte und bis zum Ende der vergangenen DEL-Saison Trainer der Kölner Haie war. "Er war bei uns, hat sogar mitgespielt, wenn wir Trainingsspiele gemacht haben." Was Draisaitl auszeichne, sei "diese Bodenständigkeit. Er hat keine Allüren. Es gibt kein Superstargehabe bei Leon."
Dafür, dass der Stürmer in Sachen Popularität nach wie vor hinter dem Basketballidol Dirk Nowitzki liegt, hat Krupp eine Erklärung. "Der Titel spielt eine Rolle", sagte der 58-Jährige, zudem sei "das Eishockey in Deutschland noch nicht so in den Schlagzeilen, obwohl wir vielleicht den besten Stürmer der Welt haben. So wie Dirk Basketball in die Geschichte gebracht hat, so wird Leon das auch machen. Der Titel fehlt ein bisschen. Und mit dem Titel kommt noch mehr Aufmerksamkeit."
NHL-Finale "ein Ding auf Biegen und Brechen"
Für einen Favoriten will sich Uwe Krupp nicht entscheiden. "Das gibt ein Ding auf Biegen und Brechen. Es ist ganz schwer, eine Prognose zu machen", sagte der erste deutsche Stanley-Cup-Sieger Blick auf das anstehende NHL-Finale zwischen den Edmonton Oilers um Leon Draisaitl und den Florida Panthers. "Das erste Spiel wird wichtig sein."
Ab Samstag geht es um die Krone, für Krupp sind dabei viele Faktoren zu beachten. "Du kommst nicht an der Torwartpersonalie vorbei. Stuart Skinner wird eine große Rolle spielen, du hast (Sergej, d. Red.) Bobrovsky auf der anderen Seite, der einer der Garanten ist in Florida", so Krupp: "Die Mannschaften geben sich nicht viel. Du hast in Edmonton diese unglaubliche Offensive, aber Florida macht viel Druck, ist ein unangenehmer Gegner. Es wird eine tolle Serie."
Dass Florida bereits im Vorjahr im Finale stand (1:4 gegen die Vegas Golden Knights), könne "ein Vorteil sein für die Panthers", das müsse aber nicht sein. "Man darf den Weg nicht unterschätzen, den Leon Draisaitl in den letzten Jahren mit den Edmonton Oilers gegangen ist."
Für die Kanadier spreche die Entwicklung, trotz - oder gerade wegen der vielen Rückschläge. "Gerade die letzten fünf Jahre sind die Erwartungen unheimlich hoch gewesen. Man hat gesagt, auf dem Papier sieht das gut aus, die Entwicklung war da. Und man ist dann nicht aus der ersten oder zweiten Runde rausgekommen im Endeffekt", so Krupp. "Es waren viele Enttäuschungen dabei, es kam viel Kritik. Aber die Mannschaft ist dadurch gewachsen. Du lernst immer mehr aus Niederlagen als aus Siegen."
"Beide Mannschaften werden heiß sein", da ist sich Krupp sicher, der 1996 mit Colorado Avalanche und 2002 mit den Detroit Red Wings triumphiert hatte. "Die Fangquote deines Torhüters wird einen Unterschied machen. Edmonton hat das letzte Spiel gegen Dallas nicht mit Offensive gewonnen, sondern die haben sehr gut in der Defensive gestanden, haben offensiv gar nicht viel gemacht. Überzahl, Special Teams machen einen großen Unterschied. Du musst also diszipliniert sein, versuchen, von der Strafbank wegzubleiben."