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Exklusiv: Al-Nassr-Sportdirektor über Ronaldo und den Fußball in Saudi-Arabien

Al-Nassr-Sportdirektor Marcelo Salazar gibt Einblicke in den Alltag des saudi-arabischen Topclubs.
Al-Nassr-Sportdirektor Marcelo Salazar gibt Einblicke in den Alltag des saudi-arabischen Topclubs.D.R.
Der 50-fache portugiesische Futsal-Nationalspieler Marcelinho wurde vor einem Jahr eingeladen, das sportliche Projekt des Vereins zu übernehmen, der aufgrund einer potenziellen Verpflichtung von Cristiano Ronaldo derzeit des Öfteren in den Medien kursiert. Im exklusiven Interview mit Flashscore erläutert er die Vision des Vereins von Riad und spricht zudem über die Nationalmannschaft.

Der saudische Fußball erlebt derzeit eine Phase des Aufschwungs. Nachdem die Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft im ersten Spiel der Gruppenphase sensationell den späteren Weltmeister Argentinien geschlagen hatte, stand zuletzt vor allem der Name Al-Nassr im Fokus der internationalen Medien - als mögliche nächste Station vom fünfmaligen Sieger des Ballon d'Or, Cristiano Ronaldo.

Die Verpflichtung des 37-jährigen portugiesischen Stürmers steht unmittelbar bevor. Flashscore interviewte den Mann, der das sportliche Projekt von Al-Nassr leitet: Marcelo Salazar, der vor 44 Jahren in Recife geboren wurde, hat eine starke Bindung zu Portugal. Im Gespräch mit uns möchte er einige Mythen über den arabischen Fußball entmystifizieren und über den Verein zu sprechen, der derzeit aktuell an der Tabellenspitze des Landes steht.

Bitte erklären Sie uns zunächst, wie ein ehemaliger Futsalspieler zum Sportdirektor eines der größten Vereine Saudi-Arabiens wird - ein radikaler Tapetenwechsel.

"Während meiner Futsal-Karriere belegte ich Kurse im Sportmanagement, ich habe in Brasilien einen Abschluss im sportlichen Bildungswesen gemacht. Ich habe mich schon früh darauf vorbereitet, was passieren würde, wenn ich als Sportler einen Schlussstrich ziehen muss. Als ich mit dem Spielen aufhörte, beschloss ich, in den Fußball einzusteigen, Kurse zu absolvieren, ich bin lizenzierter Trainer. Ich habe zudem als Fitnesstrainer angefangen und bin 2018 nach Saudi-Arabien gekommen, als Assistent von Pericles Chamusca. Dann kam die Einladung von Al-Nassr und Mano Menezes, aber die Dinge liefen nicht gut und wir durchliefen eine komplizierte Zeit mit verschiedenen Trainern. Letztes Jahr, im Januar 2022, kam Miguel Angel Russo. Der Präsident beschloss außerdem, auch die Struktur zu ändern, wobei er auf den Ratschlag von Pedro Emanuel (dem damaligen Trainer) hörte. Als er ging, sagte er mir, dass ich ihm auf dem Spielfeld sehr geholfen habe, aber dass ich dem Verein außerhalb des Platzes noch mehr helfen könnte. Ich spreche fünf Sprachen, ich kenne die Meisterschaft sehr gut und ich spreche die Sprache der Trainer, ich verfüge über das nötige Know-how. Der Präsident beschloss, dem Tipp nachzugehen. Im Grunde genommen bin ich also dank Pedro Emanuel zum Sportdirektor geworden."

Und was sind Marcelo Salazars Ideen für Al-Nassr?

"Das große Ziel ist es, wieder Meister zu werden. Die letzte Meisterschaft, die wir gewonnen haben, war in der Saison 2018/19. Seitdem hat Al-Hilal, unser größter Rivale, alle drei Saisons gewonnen. Nach dem Weggang von Rui Vitoria (2020/21) haben wir auch eine Phase der Instabilität durchgemacht. Wir hatten viele Trainer, Alan Horvat, Mano Menezes, Pedro Emanuel, Miguel Angel Russo, auch ich saß in sechs Spielen auf der Bank (mit vier Siegen). Jetzt ist es uns gelungen, mit Rudi Garcia einen Trainer von großem Format zu verpflichten, der uns die Voraussetzungen bietet, wieder um die Meisterschaft zu spielen und alle Wettbewerbe zu gewinnen, an denen wir teilnehmen. Das ist unser großes Ziel."

Und ist Cristiano Ronaldo Teil dieser Vorstellungen?

"Ich darf weder ja noch nein sagen (lacht). Wir müssen abwarten, wie sich die Dinge bis zum Ende des Jahres entwickeln. Sie müssen wissen, dass es sich um eine Verhandlung von enormer Tragweite handelt. Nicht nur für den Verein, sondern auch für das Land und den Weltfußball, demnach sind noch höhere Instanzen involviert. Was ich sagen kann, ist, dass Cristiano Ronaldo einer der Besten in der Geschichte des Fußballs ist. Für mich als Sportler war er immer ein Beispiel für unbändigen Willen, stets alles gewinnen zu wollen. Und als Portugiese habe ich ihn natürlich immer angefeuert. Wenn die Zeit reif ist, werden wir Weiteres bekannt geben."

Es ist ein Transfer, über den die ganze Welt spricht und der unterschiedliche Reaktionen hervorgerufen hat. Carlo Ancelotti zum Beispiel sagte, dass dies nicht der ideale Ort für Ronaldo ist, da er nicht wettbewerbsfähig genug sei. Wie stehen Sie zu dieser Kritik?"Es ist sehr einfach, das zu kritisieren, was man nicht kennt. Ich bin jetzt seit fünf Jahren hier und alle Spieler, mit denen ich gesprochen habe, sind sehr positiv überrascht, wenn sie hierher kommen. Vor allem vom Niveau der Liga. So war es auch bei Luiz Gustavo, der brasilianischer Nationalspieler ist und mit Bayern die Champions League gewonnen hat. Als David Ospina hierher wechselte, hieß es in Kolumbien ebenfalls, es sei der falsche Schritt. Aber in Saudi-Arabien hat sich sehr viel verändert. Selbst das Zusammenleben mit den Familien in Riad war für die Spieler eine angenehme Überraschung, mit den Schulen und allem, was wir hier haben. Hinzu kommt ein hohes Maß an Sportsgeist.

Saudi-Arabien war die einzige Mannschaft, die Argentinien bei der Weltmeisterschaft schlagen konnte.

"Seit Turki Al-Sheikh 2017 Sportminister wurde, hat sich viel verändert. Zunächst gab es die Möglichkeit, sieben Ausländer einzusetzen, was das Niveau der Liga sofort ansteigen ließ. Sie ist derzeit die stärkste Liga auf dem asiatischen Kontinent. Ein Beweis dafür ist, dass wir regelmäßig Mannschaften im Halbfinale und Finale der asiatischen Champions League haben. Man muss sich nur das Beispiel dieser Saison ansehen, als Al-Faisaly zwar aus der Liga abgestiegen ist, aber im Achtelfinale der Champions League stand. Und auch die Nationalmannschaft hat sich weiterentwickelt. Schauen Sie sich nur den Leistungsunterschied zwischen 2018 und 2022 an. Sie sind nicht weitergekommen, das stimmt, aber sie haben Argentinien mit Messi geschlagen. Dann haben sie gegen Polen ein gutes Spiel gemacht, gegen Mexiko standen sie etwas offener."

Und wie sieht die Zukunft von Marcelo Salazar aus? Ist es sein Ziel, auf den Platz zurückzukehren?

"Das ist eine gute Frage. Ich wollte nicht um mehr als ein Jahr verlängern. Ich hatte Angebote für verschiedene Trainerposten. Aber ich habe mich entschieden, bei Al-Nassr zu bleiben, weil ich mir diese Zeit geben wollte, um die Arbeit besser kennenzulernen. Und weil ich nicht gehen wollte, ohne Meister zu werden. Ich bin sicher, dass wir dieses Jahr eine erfolgreiche Saison haben werden. Mir geht es gut, ich lerne jeden Tag dazu und ich werde die Entscheidung bis zum Sommer 2023 aufschieben, natürlich abhängig von den Möglichkeiten, die sich ergeben."