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Endlich wieder Bundesliga! Der FC St. Pauli fixiert den Aufstieg

Der FC St. Pauli wird im kommenden Jahr wieder in der Bundesliga spielen.
Der FC St. Pauli wird im kommenden Jahr wieder in der Bundesliga spielen.Profimedia
Der FC St. Pauli hat sich am Sonntagmittag für eine bärenstarke Saison 2023/24 belohnt. Dank eines souveränen 3:1-Sieges über den VfL Osnabrück und dem Remis zwischen Holstein Kiel und Fortuna Düsseldorf am Vorabend stehen die Kiezkicker als zweiter Bundesliga-Aufsteiger für die kommende Spielzeit fest. Zuletzt spielte St. Pauli 2011 im deutschen Oberhaus. Wir beleuchten fünf Persönlichkeiten, die St. Paulis Aufstiegsjahr entscheidend geprägt haben.

Der Trainer

Als Fabian Hürzeler vor eineinhalb Jahren zum neuen Cheftrainer beim FC St. Pauli ernannt wurde, war er ein unbeschriebenes Blatt Papier. Erst nach und nach lüftete sich das Geheimnis: Dieser Mann ist womöglich einer der talentiertesten Trainer Deutschlands.

Der Texas geborene Coach sammelte als Spieler Erfahrungen in der Akademie von Bayern München, ehe er sich zunächst als Spielertrainer beim unterklassigen FC Pipinsried und später als Co-Trainer des heutigen Köln-Trainers Timo Schultz verdingte. Als er mitten im Dezember 2022 das Amt von Schultz übernahm, war Hürzeler gerade einmal 29 Jahre alt.

Trotz seines jungen Alters holte er die Kabine sofort auf seine Seite. Seine Spieler behandelt er mit gebührendem Abstand, ohne dabei seine natürliche Autorität zu verlieren. Als Hürzeler im Februar seinen 31. Geburtstag feierte, lud er das Team zu Burgern und Soft Drinks ein. Profisportler wissen solche Aktionen zu schätzen.

Doch nicht nur Hürzelers Menschenführung ist beeindruckend. Auf dem grünen Rasen überraschte St. Pauli mit einem völlig neuen taktischen Konzept. Positionstreue spielt nur eine untergeordnete Rolle. Im Fokus steht der Versuch, in den entscheidenden Zonen Überzahl herzustellen. 

Die Defensive war vor allem in Hürzelers Anfangszeit der große Trumpf. Unter ihm kassieren die Kiezkicker im Durchschnitt weniger als ein Gegentor pro Spiel. Dass sein Vertrag bereits über die aktuelle Spielzeit hinaus verlängert wurde, senkt den Blutdruck der gesamten St. Pauli-Gemeinde. Erste Interessenten hatten bereits vorsichtig bei Hürzelers Management angeklopft. 

Der Sportdirektor

Auch Andreas Bornemann hat entscheidenden Anteil an den aktuellen Erfolgen. Der 52-jährige Sportdirektor war für die Trennung von Schultz und die Inthronisierung von Hürzeler verantwortlich. Zunächst war diese Entscheidung von vielen kritischen Stimmen begleitet.

Dass in Hürzelers neuem Vertrag keine Ausstiegsklausel verankert sein dürfte, ist ebenfalls Bornemann zuzuschreiben. Bereits seit 2019/20 bastelt er als Sportchef am Kader der Hamburger. Dabei wird er stets von einer klaren Idee geleitet.

Der Kapitän

Liebe auf den ersten Blick: Obwohl Jackson Irvine im rund 22 Flugstunden Melbourne geboren wurde, passt der Australier perfekt zum FC St. Pauli. Lange Haare, ein dichter Schnauzer, lackierte Fingernägel - nicht nur optisch wirkt Irvine, als wäre er direkt am Millerntor zur Welt gekommen.

Auf dem Platz agiert er als lautstarker Anführer. Er ist dazu in der Lage, jüngere Spieler mitzureißen. Als Nationalspieler und WM-Teilnehmer hat der Mittelfeldspieler genügend Erfahrung, um auch in brenzligen Situationen die Nerven zu bewahren. Im Aufstiegsrennen stellte sich das mehrmals als großer Trumpf hinaus. So erzielte er etwa am 31. Spieltag das wichtige Goldtor im Nordduell gegen Hansa Rostock (1:0-Sieg).

Seine Torgefährlichkeit, Spielintelligenz und Einsatzfreude machen ihn zu einem unverzichtbaren Baustein des Erfolgs. Zu Kopf werden dem 31-Jährigen die Lobeshymnen nicht steigen. Seine freien Tage verbringt er auf eine für Profi-Fußballer sehr ungewöhnliche Weise. Mal verkauft er Klamotten im Laden seiner Freundin, mal unterhält mit seiner Gitarre die gesamte Nachbarschaft.

Auch das passt zu St. Pauli wie "Arsch auf Eimer", um es in den Worten des Hamburger Abendblattes zu formulieren.

Der Topscorer

Die Frage nach dem besten Spieler der laufenden Zweitliga-Saison würden fast alle Experten mit demselben Namen beantworten: Marcel Hartel. Er ist Topscorer der 2. Bundesliga und St. Paulis gefährlichster Torjäger. Ohne seine zahlreichen Treffer und Vorlagen hätte die braun-weiße Offensive nur halb so gut funktioniert.

Der gebürtige Kölner hat bereits 30 Bundesliga-Einsätze hinter sich und darf sich nun auf die Rückkehr ins Oberhaus freuen. Laut Hürzeler habe sich der Spätzunder "von einem torungefährlichen Techniker zu einem torgefährlichen Arbeiter" entwickelt. Denselben Eindruck haben auch tausende Fans gewonnen.  

Bei seinem Torjubel lässt der 28-jährige Anime-Fan regelmäßig seine Leidenschaft für japanische Zeichentrickfilme aufleben. "Dragonball Z" spielt in Hartels Leben keine unwichtige Rolle. Für das Management von St. Pauli ist es eine zentrale Aufgabe, seinen im Sommer auslaufenden Vertrag möglichst rasch zu verlängern.

Der Präsident

Seit mittlerweile fast zehn Jahren gibt Oke Göttlich den Kurs beim FC St. Pauli vor. Der Aufstieg bedeutet auch für ihn einen großen Triumph. "Wir wollen auch in der ersten Liga Spiele gewinnen, sollten wir aufsteigen", hatte Göttlich jüngst zur Hamburger Morgenpost gesagt: "Wir wollen nicht nur guten Tag sagen und dann wieder Tschüss."

Der Klub möchte den Beweis antreten, dass man auch ohne Groß-Investoren nachhaltig Erfolg haben kann. Göttlich ist für einen Vereinspräsidenten noch recht jung: Der 48-Jährige ist studierter Sportwissenschaftler und begann seine Berufskarriere als Journalist.

Dass es ihn ins Funktionärsdasein treiben würde, war nicht eindeutig abzusehen. Der Quereinsteiger legt viel Wert auf Tradition und Autarkie. Dennoch beweist er regelmäßig eine gesunde Portion Realismus. So wird etwa geplant, den Verein in eine Genossenschaft umzustrukturieren, um künftig mehr Gelder zu lukrieren.