Bochum feiert sein "blaues Wunder" - Fortunas Welt bricht zusammen

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Bochum feiert sein "blaues Wunder" - Fortunas Welt bricht zusammen

Trainer Heiko Butscher feiert mit seinen Bochumern den Verbleib in der Bundesliga.
Trainer Heiko Butscher feiert mit seinen Bochumern den Verbleib in der Bundesliga.AFP
Durch das "Bermuda3Eck" schallten "Andi Luthe"-Sprechchöre, das Bier floss in Strömen, und die Fans des VfL Bochum dichteten tief in der Nacht kurzerhand das Steigerlied um. "Wir bleiben drin, wir bleiben drin", grölten die Anhänger des Ruhrpottklubs nach diesem denkwürdigen wie historischen Comeback in der Bundesliga-Relegation. Bei Fortuna Düsseldorf hingegen brach in nur einem Spiel eine ganze Welt zusammen.

"So etwas Krasses habe ich noch nie erlebt", sagte der langjährige VfL-Profi Anthony Losilla nach dem Elfmeter-Thriller in der Landeshauptstadt. Auch der Bochumer Sportdirektor Patrick Fabian fand nur schwer Worte für den Wahnsinn, der sich am späten Montagabend vor 51.500 Zuschauern in Düsseldorf abgespielt hatte: "Das setzt dem Ganzen noch einmal die Krone auf."

Noch nie hatte ein Team in der Bundesliga-Relegation einen 0:3-Rückstand nach dem Hinspiel drehen können. Doch Bochum machte das scheinbar Unmögliche möglich, rettete sich durch drei Tore in der regulären Spielzeit erst in die Verlängerung und dann ins Elfmeterschießen - und stürzte den Zweitligisten dort in tiefe Trauer.

"Es tut gerade einfach nur weh. Es tut richtig, richtig weh", sagte Fortunas Kapitän Andre Hoffmann nach dem 5:6 vom Punkt. Der später in Tränen aufgelöste Japaner Takashi Uchino vergab den entscheidenden Elfer als 14. Schütze.

Bochum macht seinem Ruf alle Ehre

Es war der Startschuss einer unverhofften Party-Nacht der schon einst "unabsteigbaren" Bochumer, an die nur wenige wie VfL-Edelfan Herbert Grönemeyer geglaubt hatten. Nach dem Hinspiel sei sein Team noch "tot" gewesen, sagte Coach Heiko Butscher. Doch er und sein Trainerstab schafften es auch durch Tricks und Kniffs, den Glauben an das "blaue Wunder" (Grönemeyer) wiederzuerwecken.

"Wir haben dem Team vor dem Spiel die größten Comebacks in der Fußballgeschichte gezeigt. Jetzt gehören wir dazu", berichtete Fabian grinsend. Und Butscher ließ auch Elfmeterschießen trainieren. Der Erfolg gab ihm Recht.

Butschers Zukunft ist trotz des Klassenerhalts ebenso wie die von Fabian sowie die zahlreicher Bochumer Profis um den in Düsseldorf überragenden Kevin Stöger ungewiss. Die Spieler um Andreas Luthe, der gleich Hoffmanns ersten Elfmeter pariert hatte, interessierte das im Party-Rausch wenig.

Noch um 5 Uhr in der Früh saß der VfL-Keeper, der nach der Posse um Manuel Riemann ins Rampenlicht gerückt war, neben Keven Schlotterbeck im bekanntesten Kneipenviertel des Ruhrpotts mit einem Bier am Tresen. Das Drama mit Happy End war auch das Ende seiner Karriere. "Die wenigen Verrückten, die noch an uns geglaubt hatten, konnte man nicht mehr für voll nehmen. Das geht in die Vereinshistorie ein", sagte der 37-Jährige gerührt.

Thioune und die Fortuna am Boden

Die Gefühlslage bei der Fortuna von Trainer Daniel Thioune war freilich eine ganz andere. In der noblen Nachtresidenz war alles für die große Aufstiegsparty vorbereitet gewesen, doch die erhoffte Bundesliga-Rückkehr blieb aus - und dürfte angesichts der stark besetzten 2. Bundesliga keineswegs einfacher werden. Erst recht, da auch die Chancen auf einen Verbleib von Topscorer Christos Tzolis drastisch sanken.

Die Fortuna, sagte Sportvorstand Klaus Allofs, werde "von den wirtschaftlichen Möglichkeiten (...) noch weniger ein Anwärter auf die ersten Plätze sein, als wir es in diesem Jahr eigentlich waren". Auch der VfL stellt sich angesichts des Umbruchs auf einen neuerlichen Kampf um den Klassenerhalt ein. "Bundesliga bedeutet für den VfL Bochum immer Überperformance", sagte Sportchef Fabian.

Zum Match-Center: Fortuna Düsseldorf vs. VfL Bochum