Chaos beim Traditionsklub: FC Schalke 04 zwischen Überlebenskampf und Fan-Wut
Nach nur einem Punkt in vier Spielen stärkte Vorstandschef Matthias Tillmann dem Niederländer Kees van Wonderen zwar den Rücken. "Der Trainer steht nicht zur Debatte", sagte der Vorsitzende und fügte mit Blick auf das Kellerduell am Sonntag (13.30 Uhr/Sky) gegen den Tabellenletzten Jahn Regensburg an: "Das ist kein Schicksalsspiel für Kees."
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Doch Tillmann, seit Anfang des Jahres im Amt, braucht beim abgestürzten Traditionsklub inzwischen selbst Rückendeckung. Denn was der 40-Jährige, von Aufsichtsratschef Axel Hefer, seinem langjährigen Vorstandskollegen beim Hotel-Vergleichsportal Trivago, mit großer Macht ausgestattet, bislang vorzuweisen hat, ist dürftig.
Eurofighter Marc Wilmots war als Sportdirektor ebenso ein Fehler wie die Vertragsverlängerung mit dem inzwischen gefeuerten Coach Karel Geraerts. Als Hauptsponsor zog Tillmann nach langer Suche einen unbekannten Snackhersteller aus der Schweiz an Land, der auch mit Kryptowährung handelt - und bat um Vorkasse.
Manga gesteht Fehleinschätzung ein
Kaderplaner Ben Manga wurde als neuer starker Mann installiert, von seinen 15 Neuzugängen stand zuletzt beim 0:0 beim Aufsteiger SSV Ulm ein einziger in der Startelf. Man sei "vielleicht etwas zu mutig" gewesen und habe "zu sehr auf Potenzial und Zukunft gesetzt", gab Tillmann unter der Woche zu.
Van Wonderen, schwärmte er bei dessen Vorstellung, habe auf der Couch im Wohnzimmer "vor Energie gesprüht". Auf der Schalker Trainerbank wirkt der 55-Jährige schon nach vier Wochen eher ratlos, sorgte mit seinem Torwart-Casting, bei dem er Justin Heekeren und Ron-Thorben Hoffmann je zwei Partien vorspielen ließ, für weitere Unruhe in einer völlig verunsicherten Mannschaft.
"Bei den Fans auf Bettel-Tour"
Bei der JHV am 16. November will Tillmann den Mitgliedern seinen Finanzplan für den mit 162 Millionen Euro verschuldeten Klub vorstellen: Sie sollen im Rahmen einer Genossenschaft Anteile an der Arena kaufen. Sollte Schalke am Sonntag verlieren, ginge Tillmann als Zweitliga-Letzter "bei den Fans auf Bettel-Tour", wie die Bild-Zeitung schrieb.
Hefer, der anders als seine Stellvertreter Sven Kirstein und Moritz Dörnemann am Sonntag nicht zur Wahl steht, hat inzwischen offenbar selbst Zweifel an seinem Vorstandschef. Als am Dienstag Wilmots' Eurofighterkollege Youri Mulder zum Interims-Sportdirektor gemacht wurde, deutete Hefer an, dass man den zu Jahresbeginn abgeschafften Posten des Sportvorstands wiederbeleben könnte.
Nach WAZ-Informationen ist Oliver Ruhnert, der lange die Schalker Nachwuchsabteilung leitete, ein Kandidat. Der Sauerländer führte als Sportchef Union Berlin bis in die Champions League, machte im Sommer aber Platz für Horst Heldt - mit dem Schalke zwischen 2011 und 2016 viermal die K.o.-Runde in Europas Königsklasse erreichte und seinen letzten Titel, den DFB-Pokal 2011, gewann.