Anzeige
Anzeige
Anzeige
Mehr
Anzeige
Anzeige

Champions League-Vorschau: Zum dritten Mal in drei Jahren – Real trifft auf Chelsea

Lampard und Ancelotti arbeiteten als Spieler und Trainer zusammen, nun stehen sie sich als Trainer gegenüber.
Lampard und Ancelotti arbeiteten als Spieler und Trainer zusammen, nun stehen sie sich als Trainer gegenüber.Profimedia
Nicht nur die Verantwortlichen des FC Chelsea dürften geseufzt haben, als in Nyon bei der UEFA das Los Real Madrid gezogen wurde. In der dritten Spielzeit in Folge treffen die Blues auf die Königlichen und in beiden vorherigen Jahren gewann der Sieger des Duells im weiteren Verlauf der Saison auch die Champions League. Ob die Londoner im Moment auf dem Niveau sind, Real Madrid Paroli zu bieten, hängt auch davon ab, wie schnell sich die hochkarätigen Neuzugänge aus aller Welt integrieren.

Zunächst blicken wir aber zurück, und zwar exakt 365 Tage: Es war der 12. April 2022, als sich Real Madrid und der FC Chelsea zum letzten Mal trafen. Auch damals war der Rahmen das Viertelfinale der Champions League, auch damals galt das Duell als ein vorweggenommenes Finale. Real hatte in einem einseitigen Hinspiel mit 3:1 an der Stamford Bridge gewonnen, Karim Benzema hatte mit drei Toren alles überragt. Die Vorentscheidung schien also bereits gefallen zu sein, doch die Londoner wuchsen über sich hinaus und gingen nach 80 Minuten mit 3:0 im Bernabeu in Führung. Doch auch hier hatte der scheinbar zeitlose Mittelstürmer der Galaktischen, das letzte Wort. Nach dem Anschlusstor durch Rodrygo markierte Benzema in der Verlängerung das entscheidende 2:3 und brachte Madrid eine Runde weiter.

Zum Match-Center: Real Madrid vs. FC Chelsea

Genau ein Jahr später heißt die Paarung wieder Real Madrid gegen FC Chelsea, doch diesmal ist etwas anders. Obwohl der Champions League-Sieger von 2022 gegen den Champions League-Sieger von 2021 spielt, ist das Spiel in der aktuellen Saison nicht das Duell zweier Top-Teams, viel mehr durchlaufen die Engländer eine handfeste Krise. Nach einem veritablen Umbruch im letzten Sommer, dazu einem Trainerwechsel in den vergangenen Tagen und Unsicherheiten bezüglich der Zukunft des aktuellen Coaches ist die Konkurrenzfähigkeit der Blues fraglicher denn je.

Ob sie am Mittwochabend (ab 21 Uhr live bei DAZN und in der Flashscore-Audioreportage) Ähnliches erreichen können wie 2021, als sie auf dem Weg zur Krone Europas Real ausschalteten, darf aufgrund der aktuellen Lage angezweifelt werden. Im zweiten Spiel seiner zweiten Amtszeit bei Chelsea wird Frank Lampard in jedem Fall in das kalte Wasser des kontinentalen Top-Niveaus geworfen und muss es besser machen als am vergangenen Wochenende, denn der Start in die neue Ära ging mit einem 0:1 gegen die Wolverhampton Wanderers mächtig in die Hose.

Volle Konzentration auf die Champions League

Dass Real Madrid den Gegner von der Insel aufgrund der Schwächephase in der Liga unterschätzt, ist trotzdem ausgeschlossen. Zu professionell ist die Mannschaft von Trainerlegende Carlo Ancelotti in den vergangenen Jahren mit ähnlichen Drucksituationen in K.O.-Spielen umgegangen. Wissend, dass der Sieger dieses Duells in den vergangenen beiden Jahren jeweils die Champions League-Trophäe gewonnen hat, werden die Königlichen auch hier alles daran setzen, auf dem Weg zum 14. Titel des Wettbewerbs ins Halbfinale einzuziehen. Auch, um das enttäuschende Jahr in der heimischen Liga zu übertönen. Das 2:3 vor heimischer Kulisse gegen den FC Villarreal war bereits das zehnte Spiel in dieser Spielzeit, das die Männer aus der Hauptstadt nicht gewinnen konnten. Mit inzwischen 13 Punkten Rückstand auf den Rivalen aus Barcelona ist die Meisterschaft passé. Im Pokal hat man das Finale erreicht und ist gegen CA Osasuna (Samstag 6. Mai ab 22 Uhr live in der Flashscore-Audioreportage) klarer Favorit, doch die Champions League ist ein anderes Kaliber für das Team aus Madrid.

Positiv ist, dass Ancelotti personell fast die volle Kapelle zur Verfügung steht. Einzig Außenverteidiger Ferland Mendy wird das Spiel wegen Wadenproblemen verpassen, der flexible Eduardo Camavinga wird für ihn links hinten beginnen. Unklar ist, ob in der Defensive auch Antonio Rüdiger von Beginn an ran darf, der nach einer leichten Knieverletzung wieder zur Verfügung steht. Gerade das Innenverteidiger-Duo aus David Alaba und Eder Militao hatte zuletzt überzeugt, dem Ex-Chelsea-Verteidiger könnte also die Bank drohen. Gewarnt hat er trotzdem vor seinem ehemaligen Klub, der "sehr gute Spieler habe", auch wenn es "eine andere Mannschaft als die" ist, "die ich verlassen habe". An Selbstvertrauen mangelt es dem 30-jährigen gebürtigen Berliner aber nicht: "Das Bernabeu ist einschüchternd, beim Gegner sieht man die Angst".

Weiter vorne verfügen die Madrilenen über ebenso hochkarätige Möglichkeiten: Neben dem Uruguayer Federico Valverde, der zuletzt mit einem tätlichen Angriff gegen Villarreals Alex Baena im Parkhaus nach dem Spiel auf sich aufmerksam machte, stechen vor allem die schnellen Flügelspieler Vinicius Jr. und Rodrygo heraus. Zwei Brasilianer, die im jungen Alter für eine hohe Ablösesumme aus Südamerika nach Madrid gewechselt sind und denen nicht wenige zunächst eine Zukunft als Millionengrab prognostiziert hatten. Die Königlichen aber vertrauten auf ihre Juwelen, inzwischen sind sie unverzichtbar.

Michael Ballack über die Ausbildung junger Talente bei Real Madrid.
Michael Ballack über die Ausbildung junger Talente bei Real Madrid.StatsPerform/Profimedia

Diese Geduld hat auch Ex-DFB-Kapitän Michael Ballack beeindruckt, der die Verantwortlichen von Real lobt: "Das zeigt, dass die Verantwortlichen über einen sehr hohen fußballerischen Sachverstand verfügen, eben auch Talenten, die sie für außergewöhnlich erachten, dann auch diese Zeit zu geben. Normalerweise hast du diese Zeit bei großen Vereinen nicht – erst recht bei Real Madrid nicht. Aber das ist eben diese Qualität, sich darüber hinwegzusetzen, über die Mechanismen des Marktes, vielleicht auch in der Mannschaft, dann zu sagen: ‚Okay, hier ist einer, dem wir noch ein halbes Jahr, noch drei, vier Spiele geben, auch wenn er noch nicht so weit ist. Aber wir wissen: Der kann es.‘ Das ist das Real Madrid des Hier und Jetzt."

So könnten sie spielen (4-3-3): Courtois - Carvajal, Eder Militao, Rüdiger, Camavinga - Modric - Tchouameni, Kroos - Fede Valverde, Vinicius Junior - Benzema

Viele Stars, wenig Ertrag

Eine große Auswahl an individuellen Spitzenspielern haben sie auch beim FC Chelsea, was nicht zuletzt mit den enormen Investitionen von Abramovich-Nachfolger Todd Boehly zu tun hat. Der US-amerikanische Investor machte alleine in dieser Saison über 600 Millionen Euro für Transfers locker, unter anderem holte man Weltmeister Enzo Fernandez für über 120 Millionen Euro oder Innenverteidiger Wesley Fofana für über 80 Millionen Euro. Vollständig gefunden hat sich die Mannschaft aber noch lange nicht, Platz elf in der Premier League spricht eine deutliche Sprache.

Aus diesem Grund durfte auch Lampards Vorgänger Graham Potter nicht mehr weiterarbeiten, obwohl er Chelsea in der Champions League ins Viertelfinale geführt hatte. Sein womöglich größter Sieg war das 2:0 im Rückspiel des Achtelfinals gegen Borussia Dortmund, nachdem die Schwarz-Gelben das Hinspiel im Signal Iduna Park durch ein Traum-Solo von Karim Adeyemi mit 1:0 gewonnen hatten. Zu wenig für den ehemaligen Brighton-Manager, der auch in der Liga einen Rückstand von an die zehn Punkte auf die internationalen Ränge hinterlassen hat. Da die heimische Meisterschaft definitiv nicht zur Qualifikation für Europa dienen wird und man auch schon aus beiden nationalen Pokalwettbewerben ausgeschieden ist, bleibt nur noch der Gewinn der Champions League, um nicht zum ersten Mal seit 2015-16 nicht europäisch dabei zu sein.

Nach zuletzt drei Trainern in den letzten drei Spielen, drei unterschiedlichen Startformationen und drei Spielen ohne Torerfolg geht es für Chelsea vor allem darum, wieder Stabilität ins eigene Spiel zu bringen. Einer, der genau dafür steht, ist Dauerläufer N'Golo Kante. Der französische Weltmeister von 2018 ist nach langwieriger Verletzung wieder fit und kann gegen Real Madrid mitwirken. Als einer der entscheidenden Spieler beim Weiterkommen gegen die Königlichen weiß der 32-Jährige, wie man den Spaniern begegnen muss. Neben ihm kehren mit Innenverteidiger Thiago Silva und Kreativspieler Mason Mount zwei weitere wichtige Stützen zurück, die Personallage entspannt sich also zusehens.

Noch kein Leistungsträger bei Chelsea: Innenverteidiger Wesley Fofana.
Noch kein Leistungsträger bei Chelsea: Innenverteidiger Wesley Fofana.AFP

Um dann auch nach vorne gefährlich zu werden, muss Chelsea unter anderem auch auf die Leistungsexplosion des Ukrainers Mykhaylo Mudryk hoffen. Seit seinem kostspieligen Transfer in der Winterpause ist der ehemalige Shakhtar Donezk-Mann noch nicht wirklich in London angekommen, weshalb er Medienberichten zufolge mit dem Gedanken spielt, seine Eltern mit nach London zu holen. Wie er es auch immer anstellt, Mudryk muss für Chelsea nicht nur optisch ein Mehrwert sein (gerade in den ersten Spielen zeigte er vielversprechende Anlagen), sondern sich auch auf der Anzeigetafel mehr einbringen.

So könnten sie spielen (4-3-3): Kepa - James, Fofana, Koulibaly, Chilwell - Kanté - Fernandez, Kovacic - Sterling, Havertz, Joao Felix

Flashscore-Prognose: Chelsea zu harmlos gegen souveräne Spanier

Auch wenn Frank Lampard den Verein kennt und sein System bereits bei der unglücklichen Niederlage in Wolverhampton deutlich zu erkennen war, ist er kein Magier und kann die zusammengewürfelte Chelsea-Elf nicht innerhalb weniger Tage einen. Defensiv lassen die Blues nicht viel zu, sind aber nach vorne zu harmlos, um die Klasse von Reals Offensive zu kontern. Madrid gewinnt das Hinspiel des Viertelfinals mit 2:0.