Bei seiner bitteren Bankett-Premiere als unerwarteter Verlierer bekam Vincent Kompany die ganze Wärme der Bayern-Familie zu spüren. Fans und Gönner des geschlagenen Rekordmeisters spendeten im mondänen Golfhotel The Belfry tröstenden Applaus, dazu bekam der Trainer über gebratener Rinderlende und Yorkshire-Pudding die Absolution von höchster Stelle erteilt.
"Wir sind froh, dass du bei uns bist", rief Vorstandschef Jan-Christian Dreesen dem traurigen Belgier zu, und: "Wir sind sicher, dass deine Art zu spielen, dass deine Ansprache, dass dein Miteinander mit den Spielern uns nicht nur ausnahmsweise mal ein bisschen Kummer bereitet, sondern (...) uns auch wieder Freude bereiten wird."
Schon am Sonntag beim nächsten Ligagipfel in Frankfurt soll es so weit sein, danach bei den Krachern gegen Stuttgart und in Barcelona - und darüber hinaus.
Neuer-Patzer sorgt für Gesprächsstoff
Der Glaube an eine bessere Zukunft unter dem bislang so hochgelobten Nachfolger von Thomas Tuchel ist aktuell unerschütterlich, das wurde in der Nacht nach dem Deja-vu gegen Bayern-Schreck Aston Villa deutlich. Kompanys Hochrisiko-Spiel, das Torhüter Manuel Neuer beim 0:1 in Birmingham in den entscheidenden Fehler trieb, soll die Münchner noch zu vielen Siegen tragen - und ins "Finale dahoam 2.0" am 31. Mai 2025 in der Allianz Arena.
"Die Champions League ist mit dem heutigen Tag nicht entschieden", sagte Kompany kämpferisch nach dem Absturz von Tabellenplatz eins auf Rang 15 und ließ die erste Vorrunden-Niederlage in der Königsklasse seit sieben (!) Jahren wie einen Unfall aussehen. Scheinbar unbeeindruckt betonte er: "Wenn wir uns auf unsere Arbeit konzentrieren, werden wir noch viele Spiele gewinnen!" Und zwar auf seine Art. Die, das machte Dreesen bei seiner Rede kurz vor Mitternacht klar, kommt an in München. Der Boss schwärmte von der "Freude am Spiel". Jeder spüre, "dass die Mannschaft Spaß hat aneinander".
Besonders bei Neuer hielt sich der Spaß diesmal in überschaubaren Grenzen. Joker Jhon Duran (79.) hatte ihn weit vor seinem Tor per Lupfer übertölpelt und Villa wie der legendäre Peter Withe im Landesmeister-Cupfinale 1982 ins Glück geschossen, auf der Tribüne riss es Edelfan Prinz William aus dem Sitz.
"Vielleicht kann ich zwei Meter weiter hinten stehen", gab Neuer zu, "aber es wäre trotzdem ungewiss gewesen, ob ich ihn bekomme." Und überhaupt: "Das ist unser Spiel!" Das, betonte der Kapitän ganz im Sinne seines Trainers, "werden wir jetzt auch nicht umstellen. Das war leider ein Treffer, der gehört zum kalkulierten Risiko dazu." Joshua Kimmich sekundierte: "Wir profitieren sehr oft davon, dass Manu hoch steht." Das war teilweise auch am Mittwoch so.
Schutz für Kane
Dennoch: Villa-Coach Unai Emery, der die Bayern schon im Viertelfinale 2022 mit Außenseiter Villarreal geschockt hatte, und dessen Landsmann Xabi Alonso mit Leverkusen haben eine Blaupause entwickelt, wie man diesen Bayern weh tun kann. Aus keinem der bislang zwei Härtetests gingen sie als Sieger hervor.
Nicht nur, weil sie ständig Vabanque spielen, sondern auch, weil vorne der letzte Zug fehlte. Superstar Harry Kane war bei seiner unglücklichen Rückkehr auf die Insel weitgehend abgemeldet und im Strafraum zu wenig präsent. Kompany war jedoch weit davon entfernt, dem Torjäger eine Formkrise zu bescheinigen. "Es ist keine individuelle Sache", betonte er.
Als Kollektiv, versprach Dreesen, werden die Bayern im "wichtigen Spiel" in Frankfurt "sicherlich alles in die Waagschale legen" und zurückschlagen.
Match-Center: Aston Villa vs. FC Bayern