Dieses vermaledeite Last-Minute-Gegentor mussten sich Marco Rose und seine Spieler ganz schnell aus dem Kopf schlagen. Schon im Flieger gen Heimat schaltete RB Leipzigs Trainer eifrig in den Bundesliga-Modus. Auf der aberwitzigen Termin-Hatz durch den Fußball-Kalender blieb Rose gar nichts anderes übrig, als den bitteren Fehlstart in die Champions-League-Saison möglichst rasch zu vergessen.
"Voller Fokus auf St. Pauli!", sagte Rose nach der Rückkehr nach Leipzig am Freitagnachmittag. Nicht einmal 70 Stunden, nachdem Atletico Madrids Jose Maria Gimenez (90.) per Kopf Leipzigs 1:2-Pleite zum Königsklassen-Auftakt besiegelt hatte, werden die Sachsen am Sonntag (19:30 Uhr/LIVE in der Flashscore-Audioreportage) in der Liga beim Aufsteiger am Millerntor auf dem Rasen stehen. Bis dahin muss Rose seine Spieler wieder aufgerichtet haben.
Sonderlich glücklich ist der Coach über die terminliche Gemengelage nicht. "Wir haben jetzt am Sonntag so ziemlich die ungünstigste Situation, die du haben kannst", hatte er am späten Donnerstagabend in Madrid gesagt: "Du spielst hier um 21 Uhr, fliegst dann morgen nach Hause und am Samstag nach Hamburg", so Rose: "Dann spielst du da abends wieder auswärts."
Rose stolz auf seine Mannschaft
Mit Blick auf St. Pauli kündigte er eine Rotation an: "Es war eine intensive Partie. Die Jungs haben alles auf dem Platz gelassen. Wir werden auf jeden Fall frische Spieler bringen, wie viele, sehen wir dann am Sonntag."
Von der ersten Pflichtspiel-Pleite der Saison nehmen Rose und Co. die Erkenntnis mit, dass Atletico die reifere Mannschaft war. Mit Castello Lukeba (21), Xavi Simons (21), Benjamin Sesko (21), Antonio Nusa (19) und Arthur Vermeeren (19) standen fünf U21-Spieler in der RB-Startelf - der Altersschnitt lag bei 24,45 Jahren. Gerade nach Seskos Führungstreffer (4.) war der Unterschied zu den älteren Madrilenen offenkundig.
RB ließ sich in den Zweikämpfen den Schneid abkaufen, kassierte rasch den Ausgleich durch Antoine Griezmann (28.) - und letztlich gar noch die Niederlage. "Das sind eben echte Männer, die wissen, wie man ein Spiel an sich reißt", sagte Christoph Baumgartner.
Match-Center: Atletico vs. Leipzig
Baumgartner warnt vor St. Pauli
Im neuen Ligasystem der Königsklasse, in dem sich die ersten acht Teams direkt für das Achtelfinale qualifizieren, steht Leipzig nun sofort unter Druck, muss im schwierigen Heimspiel gegen Juventus Turin am 2. Oktober direkt liefern.
Doch selbst gegen einen Gegner wie den noch punktlosen Aufsteiger St. Pauli könnte RB mit einer Leistung wie über weite Strecken des ersten Durchgangs in der spanischen Hauptstadt Probleme bekommen. "Wenn du am Millerntor nicht zu 100 Prozent da bist, werden sie dich fressen", warnte Baumgartner. Sein Trainer war sichtlich bemüht, das Gute aus der Nacht von Madrid zu ziehen.
"Ich hoffe, dass wir daraus lernen, dass wir auch Positives mitnehmen und daraus Energie ziehen", sagte Rose. Seine Mannschaft solle sich "über die Bundesliga wieder Selbstvertrauen holen." Denn für den Königsklassen-Blues ist keine Zeit.