Schiri-Frust und Verletzungssorgen in Leverkusen nach Unentschieden bei Stade Brest
Sein Lachen hatte Florian Wirtz auch beim Selfie mit der Man-of-the-Match-Trophäe noch nicht wiedergefunden. Nur ein Punkt in der Bretagne, Ärger über den Schiedsrichter und die wohl schwere Verletzung eines Teamkollegen - beim Zauberfuß von Bayer Leverkusen war die Laune kurz nach dem hart erkämpften 1:1 (1:1) in der Champions League bei Stade Brest alles andere als prächtig. Und damit war der 21-Jährige beim Double-Gewinner keineswegs alleine.
Furcht um schwerere Verletzung Adlis
"Man muss wirklich aufpassen, was man jetzt gegen die Unparteiischen sagt. Weil das fand ich sehr wild", schimpfte Jonas Hofmann auf Schiedsrichter Ivan Kruzliak, der den Leverkusenern kurz vor Spielende einen möglichen Elfmeter verwehrt hatte. Xabi Alonso hatte da bereits ganz andere Sorgen. "Wir sind traurig für Amine, es sieht nicht gut aus", sagte der Meister-Trainer zu einer wohl schweren Verletzung von Offensivspieler Amine Adli: "Das ist die schlechteste Nachricht des Tages."
Mit sieben Punkten aus drei Spielen steht die Werkself in der reformierten Königsklasse sehr gut da, der Auswärtstrip in die Bretagne verkam dennoch zu der erwartet unbequemen Dienstreise. Die Verletzung von Adli, der kurz vor Spielende hart gefoult worden war und bei dem ein Bruch des linken Sprunggelenks befürchtet wird, trübte die Stimmung auf dem rund 90-minütigen Rückflug am späten Mittwochabend von Saint Brieuc nach Köln massiv.
"Wir müssen die Ergebnisse abwarten", sagte Alonso, viel Hoffnung auf einen guten Ausgang schwang in seiner Stimme nicht mit. Zumindest etwas Positives wollte Alonso aus Frankreich aber mitnehmen. "Ich bin sehr zufrieden mit allen Spielern. Alle haben es sehr gut gemacht", sagte er zur zweiten Reihe, die am Mittwoch ihre Chance erhielt: "Wir brauchen alle, sie müssen das Vertrauen spüren in großen Spielen."
Die Werkself befindet sich laut Alonso "in intensiven Wochen", die Stimmung im Kader soll hochgehalten werden. In den kommenden 16 Tagen stehen weitere fünf Pflichtspiele an, darunter das komplizierte Bundesliga-Auswärtsspiel bei Werder Bremen am Samstag (18.30 Uhr/Sky). Für Alonso kommt es daher auf jeden Spieler an, auch wenn Bayer durch die große Rotation und das Fehlen von Torjäger Victor Boniface etwas die Selbstverständlichkeit gefehlt hatte.
Viel Frust um strittige Schiedsrichterentscheidungen
Immerhin: Auf Ausnahmekönner Wirtz konnte sich Alonso mal wieder verlassen. Nach seinem Treffer zum 1:0 (24.) erhielt der 21-Jährige im dritten Königsklassen-Auftritt zum dritten Mal die Auszeichnung als Spieler des Spiels - wenige Augenblicke nach Schlusspfiff war das aber keine Aufmunterung.
Das lag auch an einer strittigen Szene kurz vor Spielende. Hofmann war im Strafraum von Soumaila Coulibaly von den Beinen geholt worden (89.). Die Leihgabe von Borussia Dortmund traf dabei wohl auch ein bisschen den Ball, ein Elfmeterpfiff blieb aus - auch nach langem Check durch den Video-Assistenten. "Ich bin jemand, der bei so etwas emotional wird, wenn er denkt, er wird ungerecht behandelt", sagte Hofmann, der ein gutes Spiel gemacht hatte - am Ende aber wie seine Teamkollegen mit Wut im Bauch den Heimweg antrat.
"Ich verstehe es auch nicht, wenn man drei Minuten wartet und es sich dann nicht anguckt. Dann muss es ja bedeuten, es war irgendwas", schimpfte Hofmann, der schon in der 68. Minute einen Elfmeter gefordert hatte, als er Torschütze Pierre Lees-Melou den Ball im Strafraum an den Arm schoss.
Mit seiner Kritik war der 32-Jährige keinesfalls alleine. Auch Trainer Xabi Alonso redete nach Schlusspfiff wütend auf Kruzliak ein, Anführer Granit Xhaka sah sogar die Gelbe Karte wegen Meckerns.
Am Ende musste Bayer sich trotz der Führung durch Florian Wirtz (24.) aber mit einem Zähler beim Überraschungsteam in der Bretagne begnügen - und steht mit sieben Punkten nach drei Spielen in der reformierten Königsklasse trotzdem sehr gut da.
Match-Center: Brest vs. Leverkusen