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Aus Trauer wird Trotz: DFB-Elf blickt auf WM 2026 - "Da werden die Augen groß"

Julian Nagelsmann hat als Bundestrainer eine bittere Enttäuschung hinnehmen müssen.
Julian Nagelsmann hat als Bundestrainer eine bittere Enttäuschung hinnehmen müssen.AFP
Als die verhinderten Sommermärchen-Helden um 1.35 Uhr unter dem aufmunternden Applaus von 150 Fans ein letztes Mal in ihr Kumpel-Camp zurückkehrten, war die Trauer bei Julian Nagelsmann schon Trotz gewichen. In zwei Jahren, versprach der Bundestrainer, "wird" Deutschland Weltmeister. "Die Aussage gefällt euch, da werden die Augen groß", rief er angriffslustig, "aber was soll ich anderes sagen?"

Von den hoch geflogenen und wie ihre Märchen-Ahnen 2006 in der vermaledeiten 119. Minute brutalst möglich abgestürzten Spielern dachten die wenigsten so weit. Nicht Toni Kroos, der 2026 auf zwei Jahre Fußball-Rente zurückblicken wird, nicht Manuel Neuer und Thomas Müller, die vor dem Ende ihrer DFB-Laufbahn stehen. Auch nicht die Jüngeren. "Es sind Tränen geflossen", bekannte Nagelsmann.

Er selbst brauchte nach dem Viertelfinal-Drama gegen den glücklichen Topfavoriten Spanien (1:2 n.V.) einige schwere Momente, um seiner brüchigen Stimme wieder Kraft zu verleihen. Am traurigsten stimmte ihn die verpasste Chance bei der Heim-EM, "die wird in meiner Karriere nicht mehr kommen", sagte er geknickt. Und das quälend lange, zweijährige Warten auf den nächsten Titel-Ansturm "tut auch weh".

Doch während seine Stars sich nach dem "Spitz-auf-Knopf-Spiel" (Müller) wie Niclas Füllkrug einfach nur "leer" fühlten, blickte Nagelsmann schnell nach vorne. Auf den Neustart mit dem Duell in der Nations League am 7. September gegen Ungarn in Düsseldorf, auf die WM-Quali 2025. "Wir werden sicher ein bisschen was ändern", kündigte er einen sanften Umbruch in seinem Kader an.

Kroos macht freiwillig Platz, gegen "seine" Spanier hatte er ein letztes Mal "alles reingelegt", wie er sagte. Als Mikel Merino die Fußball-Nation wie einst der Italiener Fabio Grosso aus allen Träumen riss, wurde Kroos von Krämpfen geschüttelt. Zum Abschied warf er ein Kusshändchen ins Publikum, Nagelsmann flocht dem "Vorbild" ein letztes Mal verbale Lorbeerkränze.

Auch Müller vor Rücktritt

Müller dürfte Kroos folgen. Ein Abschied aus der Nationalelf, meinte der Münchner vorbehaltlich eines Gesprächs "vielleicht morgen schon" mit Nagelsmann, sei wohl "die sinnvollere Variante". Neuer will sich mehr Zeit lassen. "Das kann ein halbes Jahr oder länger dauern", sagte er. Kapitän Ilkay Gündogan wich der Zukunftsfrage aus. Der Bundestrainer will sich vor dem Neuaufbau "in Ruhe Gedanken machen, was das Richtige ist".

Was er jetzt schon weiß: Dass es die Nationalmannschaft, seine Nationalmannschaft, nach Jahren der Erfolglosigkeit vermochte, "das Land, das viel zu viel in Tristesse und Schwarzmalerei verfällt, aufzuwecken". Das, sagte Nagelsmann, "kann uns trösten". Und weiter beflügeln? Schwer vorstellbar bei einem Turnier, das 2026 Tausende von Kilometern entfernt von den pink-lila Party-Fans stattfindet, noch dazu mit Spielen mitten in der Nacht.

Andererseits: 2014 hat es funktioniert. Und so hofft Nagelsmann, dass die "Symbiose" zwischen Kumpel-Fußballern und "völlig losgelöstem" Anhang bestehen bleibt. Und zum Vorbild wird. Damit die Deutschen, wie Nagelsmann ihnen bei einem erstaunlichen Ausflug ins Politische ins Stammbuch schrieb, "begreifen, dass wir als Gesellschaft mehr bewegen können - und nicht, wenn jeder sein eigenes Süppchen kocht. Gemeinsam ist man stärker, mit seinem Nachbarn ist man stärker als ohne". Egal, wo dessen Wurzeln liegen.

Doch wie stark ist seine Mannschaft, wenn junge Spieler wie Aleksandar Pavlovic oder Brajan Gruda an die Stelle der letzten Rio-Weltmeister getreten sind? "Wenn diese erste Traurigkeit weg ist", sagte Kroos, könne das Resümee bleiben, "dass wir wieder auf Augenhöhe sind mit den Besten." Müller ergänzte, er glaube, dass diese verschworene DFB-Elf "wettbewerbsfähig bleibt".

Hoffnungsfroher Blick auf WM 2026

Und überhaupt: Die Fans, die Mannschaft, ja das Land dürften "stolz sein". Auf ihr Spiel, auf den neuen Zusammenhalt, auf diese EM - auch wenn Kroos und Co. bei deren Schlussakt keine Rolle mehr spielen. "Das", sagte Müller ganz im Sinne Nagelsmanns, "gibt Schubkraft bei all den destruktiven Nachrichten."

Auch für einen neuen Anlauf 2026.