Endlich wieder Euphorie in Deutschland: "Das macht was mit den Spielern"

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Endlich wieder Euphorie in Deutschland: "Das macht was mit den Spielern"

Eine deutsche Choreo beim deutschen Achtelfinale gegen Dänemark in Dortmund (2:0-Sieg).
Eine deutsche Choreo beim deutschen Achtelfinale gegen Dänemark in Dortmund (2:0-Sieg).Profimedia
Die EM-Nation hebt ab: Mit "Saxofontyp", einem "Capo" und dem "Balkonultra". Die DFB-Elf begründete und forciert den Hype.

Im Auge des Sturms deutet wenig auf den tosenden Orkan der EURO-Euphorie hin. Im idyllischen "Campo Herzo" quaken Frösche und schwirren Mücken, sonst ist das Turnierquartier der deutschen Nationalmannschaft eine Oase der Ruhe. Doch das Team, das hier wohnt, hat eine Begeisterungswelle losgetreten, die Jung und Alt im ganzen Land mitreißt - wie beim WM-Triumph 2014 oder dem Original-Sommermärchen 2006.

"Man glaubt das immer nicht, aber das macht was mit den Spielern", sagt Julian Nagelsmann über den EM-Rausch der Fußball-Nation. Der Bundestrainer nutzt die Bilder von den ekstatischen Anhängern auf den überfüllten Fanmeilen gezielt, um seine Stars zu beflügeln - "völlig losgelöst", wie es im EM-Hit "Major Tom" von Peter Schilling heißt, soll sogar Topfavorit Spanien im Viertelfinale am Freitag (18 Uhr/LIVE in der Flashscore Audioreportage) niedergerungen werden. "Die Fans dürfen träumen", sagt Nagelsmann, "unser Job ist es, sie weiter träumen zu lassen."

Saxophonist "kommt, rockt und verschwindet wieder"

Der Boulevard schreibt schon vom "schwarz-rot-geilen Sommermärchen" (Bild), die TV-Anstalten verzeichnen herausragende Quoten, Fußball ist plötzlich überall - und sowohl bei TikTok oder Instagram ein Riesen-Thema. Auch wegen Fans wie dem "Balkon-Ultra", dem Altenpfleger Niko aus Gera und seinem Hit "Pyrotechnik ist doch kein Verbrechen". Oder dem "EM-Typ mit dem Saxofon", wie sich Andre Schnura nennt.

Der 31-Jährige hat seine Stelle als Lehrer an einer Musikschule verloren und sich entschlossenen Herzens, mit einem alten Völler-Trikot am Leib und seinem Saxofon in der Hand in die Fanmeilen gestürzt. Dort begeistert das Gesicht des "coolen Deutschland" (Stern) mit Versionen der Evergreens "Major Tom" oder "99 Luftballons" und ruft nebenbei zu Liebe und Miteinander auf.

Interviews gibt Schnura nicht. "Er kommt, rockt und verschwindet wieder", meint sein Management. Damit berührt er sogar die DFB-Stars. "Ich feiere diesen Saxofonisten extrem", sagt Super-Joker Niclas Füllkrug, "ich finde sehr cool, was der da auf die Beine gestellt hat."

"Seit 2006 nicht mehr erlebt"

Der Dortmunder höchstpersönlich ist für eine andere Welle mitverantwortlich. Nach den begeisternden März-Länderspielen rief Füllkrug mit einem "Vorschlag an alle Deutschen" dazu auf, es möge sich bitte ein "Vorsänger" finden, der die Stimmung in den Stadien wie bei Bundesliga-Spielen orchestriert und weiter anheizt. Auftritt: Bengt Kunkel. Der 25-Jährige schnappte sich ein Megafon und ernannte sich selbst zum "Capo", den Füllkrug gefordert hatte.

"Wir können zusammen an einem Märchen schreiben, was Deutschland seit 2006 nicht mehr erlebt hat", sagt Kunkel dem SID: "Wir haben die Chance, jetzt zusammen etwas zu kreieren und die Jungs zu etwas ganz Großem zu schreien. Wenn wir alle zusammen an einem Strang ziehen, dann bin ich der festen Überzeugung, dass wir das schaffen."

Die Spieler teilen diesen Glauben. Kai Havertz spürt eine "wahnsinnige Unterstützung im Land", Toni Kroos meint: "Es ist schön, dass die Nationalmannschaft immer noch in der Lage ist, das Land anzuzünden. Ich hoffe, dass uns das weit trägt."

Im Achtelfinale von Dortmund gegen Dänemark, sagt Joshua Kimmich, "waren die Fans extrem da - präsent, hungrig, laut". Er hoffe, meint der Münchner, "dass wir das im nächsten Spiel wieder so hinbekommen". Gegen Spanien. In Stuttgart. Mit "Capo", "Balkonultra" und dem Typen mit dem Saxofon.

Zum Match-Center: Spanien vs. Deutschland