Vorschau: DFB-Elf mit Rotationsgedanken trifft zum Gruppenabschluss auf die Schweiz

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Vorschau: DFB-Elf mit Rotationsgedanken trifft zum Gruppenabschluss auf die Schweiz

Manuel Neuer und Yann Sommer trafen bereits öfter als Nationalkeeper aufeinander.
Manuel Neuer und Yann Sommer trafen bereits öfter als Nationalkeeper aufeinander.AFP
Für die DFB-Auswahl geht es am Sonntagabend gegen die Schweiz um den Gruppensieg. Doch schaut man auf den Turnierbaum, ahnt man: Platz eins muss kein Vorteil sein. Unterdessen vertrauen die Schweizer vor allem auf die Position, die in der Mannschaft vermutlich am besten besetzt ist: den Torhüter.

Die Familien verließen das DFB-Quartier am Freitag nach einem ausgiebigen Frühstück, jetzt haben Julian Nagelsmann und seine Spieler großen Appetit auf den Gruppensieg. "Der wäre sehr gut und wichtig, um im Flow zu bleiben, um dieses Statement mitzunehmen", sagt Toni Kroos vor dem Vorrundenfinale gegen die Schweiz. Mit dem dritten Erfolg wäre man "auch gewappnet für das, was kommt". Und das kann heftig werden.

Zum Match-Center: Schweiz vs. Deutschland

Sollte der dreimalige Europameister sich mit einem Sieg oder Unentschieden am Sonntag (ab 21 Uhr live in der ARD und in der Flashscore-Audioreportage) in Frankfurt/Main den anvisierten ersten Platz in der Gruppe A sichern, droht bereits im Viertelfinale ein Duell mit den bislang so famos aufspielenden Spaniern. Wäre der zweite Rang daher nicht besser?

Die Vorschau zu Schweiz vs. Deutschland.
Flashscore

Nagelsmann wiegelt ab. "Wir wollen Erster werden, das ist wichtig", betont der Bundestrainer. Die Gegner im weiteren Turnierverlauf könne man ohnehin nicht beeinflussen. Es gebe aber "eine Wirkung nach innen und nach außen, wenn du die Gruppe als Erster beendest". Daher zog Nagelsmann nach der Abreise der Familien aus Herzogenaurach die Zügel wieder an. Drei Siege in einer EM-Vorrunde waren der deutschen Nationalmannschaft nur vor zwölf Jahren geglückt. Beim Turnier in Polen und der Ukraine stand auch Kroos auf dem Platz - und der 34-Jährige gibt aufgrund seiner riesigen Erfahrung den Mahner.

Bei "dem einen oder anderen Turnier", erwähnte Kroos, habe es die DFB-Elf "gekillt", es zwischendurch langsamer angegangen zu sein. Trotz des gemeinsamen Döner-Essens mit den Frauen und Kindern im "Home Ground" am Donnerstagabend solle "nicht zu viel Ruhe einkehren", das eigentliche Ziel sei schließlich viel "größer als nur das Achtelfinale".

Trotz gelber Gefahr und Rasen-Ärger: DFB-Team ist hungrig auf den Gruppensieg

Es heißt EM-Titel. Doch dafür muss Nagelsmann vor dem Spiel gegen die Eidgenossen einige knifflige Personalfragen beantworten. Drei Viertel seiner Viererkette sind mit einer Gelben Karte vorbelastet, Antonio Rüdiger, Jonathan Tah und Maximilian Mittelstädt droht damit ebenso eine Sperre im Achtelfinale wie Abräumer Robert Andrich.

"Ich bin bereit, ob Gelb oder nicht", sagt Rüdiger zwar, doch Nagelsmann muss abwägen, ob es nicht sinnvoll wäre, den einen oder anderen vorbelasteten Spieler draußen zu lassen. Der 36-Jährige unterhielt sich zum Ende des Trainings am Donnerstag jedenfalls auffällig lange mit dem Dortmunder Innenverteidiger Nico Schlotterbeck.

Routinier Kroos hätte zumindest keine Bedenken, wenn Nagelsmann ein wenig rotieren würde. "Es ist eine sehr, sehr gute Gruppe an Spielern und Menschen. Ich hoffe, dass uns dieser Mix noch eine Weile im Turnier verweilen lässt", sagt die königliche Passmaschine. In den ersten beiden Spielen gegen Schottland (5:1) und Ungarn (2:0) sind bereits 18 Spieler zum Einsatz gekommen.

Sorgen bereitet allerdings der Rasen in der Mainmetropole. Beim Spiel zwischen England und Dänemark rutschten die Stars um Harry Kane reihenweise aus. Die deutschen Spieler machten bereits im März beim Länderspiel gegen die Niederlande (2:1) unliebsame Erfahrungen mit dem Frankfurter Geläuf. Das wurde zwar inzwischen ausgetauscht, die Probleme aber blieben.

Besonders Zauberer Jamal Musiala hatte angesichts seiner schnellen Drehungen und Wendungen damals einen schweren Stand. Er sei bei "jeder Aktion gefühlt ausgerutscht", meinte er und ergänzte lachend: "Zum Glück habe ich überlebt." Für Thomas Müller war der Rutschfaktor "gefährlich". Doch ungeachtet des Rasens, der drohenden Gelbsperren und des möglichen Hammergegners Spanien ist der Hunger auf den Gruppensieg groß.

"Yann ist die Nummer eins": Sommer gegen Deutschland im Fokus

Die Diskussion um die Nummer eins kennen deutsche Fußball-Fans nur allzu gut. Der Platzhirsch steht im Tor, obwohl es einen jüngeren, ebenfalls sehr starken Herausforderer gibt, der kräftig mit den Hufen scharrt. Während in Deutschland der "ewige" Manuel Neuer den Vorzug vor Marc-Andre ter Stegen erhält, ist es in der Schweiz Yann Sommer, der den Status des Stammkeepers zementiert hat. Obwohl es da ja noch den Dortmunder Gregor Kobel gibt.

"Yann Sommer ist die Nummer eins und wird das auch bleiben", hatte Nationaltrainer Murat Yakin bereits sechs Monate vor EM-Beginn gesagt - und das aus gutem Grund. "Ich kenne Yann als Menschen und weiß, welches Vertrauen er braucht, um Höchstleistung zu bringen", betonte Yakin im Interview mit der Sport Bild.

Sommer zahlt diesen Zuspruch mit starken Leistungen zurück. Im Nationalteam ist er Teil einer wichtigen Achse. Der Torhüter von Inter Mailand bildet mit Abwehrchef Manuel Akanji und dem Leverkusener Mittelfeldstrategen Granit Xhaka das Herz der Mannschaft, er dirigiert von hinten und ist auf der Linie weiterhin reaktionsschnell und sicher.

Während der EM kassierte er gegen Schottland und Ungarn insgesamt zwei Gegentreffer - nun folgt das Duell mit Deutschland: Darin wird Sommer möglicherweise noch mehr gefordert sein.

Schritt nach Italien als Schlüssel

Sommer hat die schwierige Phase des Intermezzos bei Bayern München, wohin er im Januar 2023 als Vertreter des schwer verletzten Neuer aus Mönchengladbach geholt wurde, überwunden. Auch dank Yakins Hilfe. "Als er zur Nationalmannschaft kam, merkte man, dass die Zeit bei Bayern bei ihm Spuren hinterlassen hat", berichtete der Coach. Die Kritik an Sommer sei unverhältnismäßig und zu hart gewesen, monierte Yakin - und der Schritt des Torhüters nach Italien der genau richtige.

"Es ist traumhaft: Essen, Wetter, Landschaft, Menschen, die Stadt Mailand, der Klub Inter", sagte Sommer der NZZ: "Wir leben nahe an der Grenze zur Schweiz und nahe am Inter-Trainingsgelände, sind auch einmal im Tessin und fühlen uns in jeder Beziehung wohl."

Das ist für Sommer enorm wichtig. Das Jahr 2023 sei "sehr herausfordernd" gewesen, die zwei Umzüge innerhalb weniger Monate waren "eine große Umstellung für uns als Familie". Sportlich lief es hervorragend, Sommer war einer der Garanten für den ersten Titelgewinn Inters seit 2021 und untermauerte damit auch seinen Status als Nummer eins im Schweizer Tor, während Kobel in der Bundesliga und Champions League mit dem BVB für Furore sorgte.

Die EM in Deutschland, der Heimat seiner Frau Alina, könnte das letzte große Turnier für Sommer im Kreise der Nati werden - und anschließend die Ära Kobel folgen. Doch festlegen will sich Sommer noch nicht. "Da spielen viele Faktoren eine Rolle, auch die Familie", sagte er: "Aber ich bin in guter Form, spiele in einem tollen Klub und bin immer stolz, an Turnieren für die Schweiz spielen zu dürfen."

Team-News: Schweizer Konstanz - Deutsche Rotation?

Nach dem überzeugenden Sieg gegen Ungarn rechnete kaum jemand mit großen Änderungen im Team der Schweizer, doch Trainer Yakin überraschte: Gegen Schottland setzte er nicht nur Torschütze Kwadwo Duah auf die Bank, sondern brachte mit Xherdan Shaqiri auch den Routinier schlechthin zurück ins Team. Der Flügelspieler dankte es seinem Boss mit einem Traumtor, damit dürfte auch ein Startplatz gegen Deutschland wahrscheinlicher geworden sein.

Neben "Shaq" glänzte im Mittelfeld vor allem Michel Aebischer vom FC Bologna, von dem auch gegen Deutschland die offensiven Impulse erwartet werden. Hinten sollte einem Einsatz von Abwehrchef Fabian Schär trotz eines harten Zusammenpralls gegen Schottland nichts im Weg stehen.

Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft wird erstmals seit der WM 2002 auch ihr drittes Gruppenspiel bei einem großen Turnier mit derselben Startelf bestreiten. "Stand jetzt gibt es keine" Änderungen, sagte Bundestrainer Julian Nagelsmann. "Klar, wir setzen uns im Trainerteam immer abends nochmal zusammen und überlegen, aber wichtig ist, dass wir den Rhythmus beibehalten", führte Nagelsmann aus und betonte: "Wir haben nicht so viel Trainings- und Spielzeit gemeinsam."

Auf die Tatsache, dass Antonio Rüdiger, Jonathan Tah, Maximilian Mittelstädt und Robert Andrich bei der nächsten Gelben Karte gesperrt wären, will Nagelsmann "keine Rücksicht" nehmen, "weil ich dem Kader vertraue". Am Beispiel Pascal Groß, der Andrich ersetzen könnte, erläuterte Nagelsmann, eine derartige Entscheidung wäre "das Respektloseste, was du machen kannst, Pascal gegenüber". Nagelsmann weiter: "Die Spieler sollen alles reinwerfen, bis die Regel sie sperrt. Dann kommt einer rein, der es genauso gut macht."

Voraussichtliche Aufstellungen:

Schweiz: Sommer - Rodriguez, Akanji, Schär - Ndoye, Xhaka, Freuler, Widmer - Aebischer, Vargas - Shaqiri

Deutschland: Neuer - Mittelstädt, Tah, Rüdiger, Kimmich - Andrich, Kroos - Wirtz, Gündogan, Musiala - Havertz

Flashscore-Prognose: Schiedlich, friedlich in Frankfurt

Auch die bisherigen vier Punkte hätten der Schweiz für das Erreichen des Achtelfinals gereicht, doch im letzten Gruppenspiel holt man einen weiteren Punkt. Im Duell der beiden Nachbarn trennen sich die Eidgenossen mit 1:1 von den Deutschen, womit für das Team von Julian Nagelsmann der Gruppensieg feststeht.

Bei der DFB-Elf erzielt Niclas Füllkrug seinen zweiten Turniertreffer und rüstet sich damit optimal für die anstehende K.O.-Phase, doch Granit Xhaka erzielt mit einem der bislang so erfolgreichen Distanzschüsse den Ausgleich.