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Vorschau: Letzte Ausfahrt Stuttgart - Schottland und Ungarn wollen ins Achtelfinale

Ungarns Abwehrboss Willi Orban hat auch individuell noch nicht in die EM in Deutschland gefunden.
Ungarns Abwehrboss Willi Orban hat auch individuell noch nicht in die EM in Deutschland gefunden.AFP
50.000 Mitglieder der "Tartan Army" sind im Anflug, die Gastronomen rollen noch mehr Bierfässer in ihre Keller - nach München und Köln soll Stuttgart zur nächsten schottischen Partyzone werden. Seit Tagen feiern die legendären Fans der "Bravehearts" voller Euphorie das 1:1 gegen die Schweiz und die Rückkehr ihrer schon verloren geglaubten Hoffnung auf ein historisches Turnier. In Stuttgart soll es nun weitergehen: Mindestens bis Sonntag träumt schließlich ein ganzes Land von der ersten Achtelfinal-Teilnahme bei einer EM oder WM. Doch auch die Ungarn um Abwehrchef Willi Orban wollen in die Runde der letzten 16.

"Ich glaube, wenn wir diese drei Punkte holen, kommen wir weiter", sagte Nationaltrainer Steve Clarke vor dem Gruppenfinale gegen Ungarn am Sonntag (ab 21 Uhr live bei MagentaTV und in der Flashscore-Audioreportage). Der erste EM-Sieg seit 28 Jahren - und die Chancen stünden für die Briten tatsächlich bestens, sich erstmals für die K.o.-Runde zu qualifizieren. Doch selbst ein solcher Erfolg würde den feierwütigen Fans immer noch einiges an Geduld abverlangen. Denn Gewissheit hätten die Schotten wegen des Modus wohl erst drei Tage später.

Zum Match-Center: Schottland vs. Ungarn

Wenn, dann würden sich die "Bravehearts" aller Voraussicht nach als einer der vier besten Gruppendritten das Achtelfinalticket sichern. Und die stehen nun mal erst fest, wenn alle Mannschaften drei Spiele absolviert haben: am Mittwoch.

Es ist ein bekanntes Problem. Albanien hatte bei der EM 2016 drei Tage lang gewartet, gehofft und dabei zusehen müssen, wie eine Nation nach der anderen vorbeizog. Dann, im letzten Spiel der Vorrunde, drängte Portugal mit einem Unentschieden gegen Ungarn die Albaner von einem der vier umkämpften dritten Plätze und damit noch aus dem Turnier. Einer der vier Dritten wurde später Europameister: Portugal.

So sehr sich die "Tartan Army" einen Sieg wünscht, so sehr stünde sie danach auch vor einem Dilemma. Lohnt es sich, in Deutschland zu warten? Und wenn ja, wo? Lieber in Stuttgart verweilen oder zur Abwechslung doch mal lieber mit dem Dudelsack über den Frankfurter Römer marschieren? Zurück ins Münchner Hofbräuhaus oder wieder Kölsch trinken in Köln?

Köln ist begeistert von den Schotten

Henriette Reker würde letzteres freuen. "Liebe Schotten, das waren ein paar wunderbare Tage mit Ihnen", schrieb die Kölner Oberbürgermeisterin auf X: "Sie sind jederzeit herzlich eingeladen, wieder nach Köln zu kommen!"

Die Fans würden diese Einladung wohl nur zu gerne annehmen, allem Reise- und Planungsstress zum Trotz. Und vielleicht, ja vielleicht, müssen sie ja auch gar nicht warten. Sieben Tore müssten Andy Robertson und Co. auf die Schweiz aufholen, dann ist auch der zweite Platz noch möglich. Dann ginge die Reise nach Berlin, ins Olympiastadion. Und das Träumen würde von vorne beginnen.

Rotation für mehr Frische

Ungarns Fußball-Nationaltrainer Marco Rossi hat vor dem EM-Vorrundenfinale Änderungen angekündigt, hofft aber auf den Einsatz seines Offensivstars Dominik Szoboszlai. "Es wird schon Wechsel geben, das hat aber nichts mit schlechter Leistung zu tun. Es geht darum, mehr Frische in die Mannschaft zu bringen", sagte der Italiener vor dem Spiel am Sonntag (21.00 Uhr) in Stuttgart gegen Schottland.

Um Szoboszlai vom FC Liverpool, der am Samstag nicht am Teamtraining teilnahm, mache er sich "keine Sorgen", betonte Rossi, "er hatte eine lange Saison. Jetzt geht es darum, dass er sich gut erholt." Ungarn geht nach dem 1:3 gegen die Schweiz und dem 0:2 gegen Deutschland als Tabellenletzter in die letzte Partie der Gruppe A - einen Punkt hinter den Schotten.

"Wir sitzen im selben Boot wie Schottland, auch wir wollen die drei Punkte haben, nur so haben wir eine Chance weiterzukommen", sagte Rossi: "Es gibt keine Alternative für uns, der Druck ist gleich für beide Mannschaften." Besonders anstacheln müsse er seine Spieler nicht, "wenn man als Fußballer jetzt nicht motiviert ist, ist man im falschen Beruf".

Der Freiburger Attila Szalai gab dagegen zu: "Der Druck auf uns ist sehr groß, weil wir mit unseren Erfolgen die Messlatte sehr hochgelegt haben." Vor der EM war Ungarn in 14 Spielen in Folge ungeschlagen geblieben. "Wenn wir gewinnen, können wir sagen, dass wir besser sind als bei der letzten EM", meinte der Abwehrspieler: "Da hatten wir nur zwei Punkte."

Team-News: Schottland kämpft mit Verletzungen - Ungarn mit der Form

Speziell in der Defensive haben die Schotten gegen die Schweiz eine 180-Grad-Drehung im Vergleich zum Auftaktmatch gegen Deutschland gezeigt. Die Fünferkette stand recht sicher, das einzige Gegentor resultierte aus einem verunglückten Rückpass von Verteidiger Anthony Ralston. Gegen Ungarn muss nun aber wohl gewechselt werden, denn Kieran Tierney musste verletzungsbedingt ausgewechselt werden und wird nicht rechtzeitig fit. Für ihn dürfte der körperlich stärkere Scott McKenna in die Startelf rücken.

Ein weiterer Kandidat für die erste Mannschaft ist Lawrence Shankland, seines Zeichens Torschützenkönig der abgelaufenen Saison in der schottischen Premier League. Er könnte Che Adams ersetzen, der in zwei Spielen kaum auffällig werden konnte.

Verletzungssorgen haben die Ungarn nicht, doch die Magyaren stehen vor dem Gruppenfinale mit dem Rücken zur Wand. Alles andere als ein Sieg würde das Aus nach der Vorrunde und damit eine große Enttäuschung bedeuten. Während einige Fans sehnsüchtig auf die Hereinnahme von Sturmtank Martin Adam hoffen, wird Trainer Marco Rossi vermutlich erneut auf Barnabas Varga setzen.

Auch Herthas Innenverteidiger Marton Dardai wird seinen Startplatz behalten, den er im zweiten Gruppenspiel erobern konnte. Neben ihm muss Leipzigs Willi Orban nach zwei großen Fehlern in zwei Partien seine Form verbessern, wenn es für die Ungarn in letzter Sekunde in die K.O.-Runde gehen soll.

Voraussichtliche Aufstellungen:

Schottland: Gunn - Robertson, McKenna, Hanley, Hendry, Ralston - McTominay, McGregor, Gilmour, McGinn - Shankland

Ungarn: Gulacsi - Dardai, Orban, Fiola - Kerkez, Schäfer, Nagy, Bolla - Sallai, Szoboszlai - Varga