Ob er ein paar Tipps des Leverkusener Meistermachers Xabi Alonso mit zur Schweizer Nationalmannschaft gebracht habe, wollte Granit Xhaka nicht verraten. Aber es sei ja "keine neue Erkenntnis im Fußball: Ist die Defensive gut, kannst du Erfolg haben", sagte der Kapitän des deutschen Gruppengegners im Blick-Interview. Dass Nationaltrainer Murat Yakin nun wie Alonso in Leverkusener auf eine Dreierkette setzt, hat Xhaka wohlwollend zur Kenntnis genommen - schließlich biete dieses System "vor allem defensiv mehr Stabilität".
Zum Match-Center: Ungarn vs. Schweiz
Und weil das bei den Leverkusenern so hervorragend funktioniert hat, verfolgt die Schweiz diesen Ansatz auch beim EM-Auftakt, wenn am Samstag (ab 15 Uhr live bei MagentaTV und in der Flashscore-Audioreportage) in Köln gegen Ungarn ein Duell zweier "Bundesliga-Auswahlen" ansteht. Die gute und sichere Abwehr soll die Grundlage schaffen für Umschaltmomente, aber auch für strukturierte Angriffe mit viel Ballbesitz. Xhaka kommt dabei als Kopf der Mannschaft wie im Verein eine Schlüsselrolle zu.
Auf der Gegenseite jedoch stehen einige ungarische Spieler, die dieses System aus der Bundesliga nur allzu gut kennen. Torhüter Peter Gulasci oder Abwehrchef Willi Orban etwa, beide bei RB Leipzig unter Vertrag, oder Andras Schäfer von Union Berlin oder Roland Sallai vom SC Freiburg.
Xhaka will Leverkusen-Erfolgsrezept übernehmen
Xhaka ist es egal - der Kapitän schaut nur auf sein Team und will das Spiel durchziehen. "Besser als 2021" sei die Schweiz, die bei der EM vor drei Jahren äußerst unglücklich im Viertelfinale ausgeschieden war: "Wir wollen die Gruppenphase sicher überstehen. Und dann schauen wir Schritt für Schritt, Spiel für Spiel. Das hat für mich in Leverkusen dieses Jahr schon sehr gut funktioniert, das wird auch für die Nati funktionieren."
Die Boulevardzeitung Blick schrieb von Momenten der "Wahrheit und vor allem auch der großen Chance", denn die "Generation um Granit Xhaka wird wohl nie mehr in dieser Zusammensetzung bei einem großen Turnier zusammenspielen."
Der langjährige Bundesliga-Torhüter Yann Sommer ist mittlerweile 35, Xherdan Shaqiri 32, Ricardo Rodriguez und Xhaka sind jeweils 31. Für sie und die zahlreichen weiteren in Deutschland aktiven Schweizer ist die EM wie ein Heim-Turnier.
Schweiz will vor Deutschland-Spiel sicher sein
"Ich freue mich einfach brutal auf dieses Turnier. Auf die Stadien, auf die Stimmung, auf das Fußballfest, das die Deutschen veranstalten werden", sagte Xhaka, der zum Abschluss der Gruppenphase am 23. Juni in Frankfurt auf Gastgeber Deutschland trifft.
"Vor Deutschland habe ich großen Respekt. Sie sind ein Favorit auf den Titel", sagte Xhaka: "Aber die ersten beiden Spiele sind für mich viel wichtiger als das Deutschland-Spiel. Wenn wir in den ersten beiden Partien unseren Job machen, haben wir die Achtelfinal-Quali sicher."
Team-News: Szoboszlai ist fit - Embolo und Zakaria kehren zurück
Bei den Ungarn dreht sich alles um den wiedergenesenen Kapitän Dominik Szoboszlai, der im Freundschaftsspiel gegen Israel mit einer leichten Oberschenkelblessur aussetzen musste. Nun ist der Mittelfeldspieler aus Liverpool wieder fit und bereit, an der Seite des Freiburgers Sallai zu starten, der sein 50. Länderspiel bestreiten wird.
Alles andere als Rossis bevorzugte 3-4-2-1-Formation vor Leipzig-Schlussmann Gulacsi wäre eine Überraschung. Vor ihm sollen Adam Lang, Willi Orban und Attila Szalai in der Innenverteidigung aufräumen. Der schnelle Loic Nego und Milos Kerkez von Bournemouth werden als Außenverteidiger agieren, während Adam Nagy und Union-Pferdelunge Andras Schafer im Mittelfeld die Fäden ziehen. Barnabas Varga, der in der vergangenen Saison 29 Tore für Ferencvaros erzielte, soll seine gute Form in der Offensive auch in der Nationalmannschaft zeigen.
Bei den Schweizern hat sich Steven Zuber im Freundschaftsspiel gegen Österreich eine Wadenverletzung zugezogen und konnte am Mittwoch nur ein individuelles Training absolvieren. Die Zeit für einen Einsatz am Samstag wird dementsprechend knapp. Mit Breel Embolo und Denis Zakaria haben zwei weitere Ex-Bundesliga-Profis, die inzwischen beide in Monaco ihr Geld verdienen, ihre Verletzungssorgen überwunden und sind eine Option.
Stars wie Kapitän Granit Xhaka, Manuel Akanji und Xherdan Shaqiri dürften sicher in der Startelf stehen, ebenso wie Burnley-Stürmer Zeki Amdouni, der in 15 Länderspielen sieben Tore erzielt hat.
Voraussichtliche Aufstellungen:
Ungarn (3-4-2-1): Gulacsi - Lang, Orban, Szalai - Nego, A. Nagy, Schafer, Kerkez - Szoboszlai, Sallai - Varga
Schweiz: (3-4-2-1): Sommer - Schär, Akanji, Rodriguez - Widmer, Freuler, Xhaka, Ndoye - Shaqiri, Vargas - Amdouni
Schiedsrichter: Slavko Vincic (Slowenien)