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Die Rückkehr des Entertainers: Jack Grealish überzeugt im Nationaltrikot

Jack Grealish spielte gegen Irland wie in alten Zeiten.
Jack Grealish spielte gegen Irland wie in alten Zeiten.Evan Treacy / PA Images / Profimedia
Nach seiner Nicht-Nominierung für die Europameisterschaft in Deutschland hat Jack Grealish (29) die Welt in zwei Spielen für England daran erinnert, was für ein toller Spieler er ist. Die Freiheit auf dem Spielfeld ist für den Mittelfeldspieler wie die Luft zum Atmen. Eine Freiheit, die er im Verein leider nicht bekommt. Ein Meinungsbeitrag von Finley Crebolder aus der englischen Flashscore-Redaktion.

Es gibt Spieler, die so aufregend sind, dass sie den Puls der Zuschauer in die Höhe treiben, sobald sie den Ball haben. Zu Beginn der 2020er Jahre war Jack Grealish ein solcher Spieler. Nachdem er seinen Heimatverein fast im Alleingang zurück in die Premier League geführt hatte, stach er dort in seiner ersten Saison als Stammspieler bei Aston Villa 2019/2020 mit acht Toren und fünf Vorlagen heraus und ließ in der darauffolgenden Saison sechs Tore und zehn Vorlagen in 26 Ligaspielen folgen.

Doch Zahlen beschreiben nur unzureichend, was Grealish ausmacht. In einer Zeit, in der Daten immer wichtiger wurden, blieb er einer der wenigen Spieler, die man einfach sehen musste, um sein Talent voll zu erfassen.

Offiziell ein linker Flügelspieler, in Wirklichkeit bekam Grealish aber eine freie Rolle zugewiesen, die er mit Bravour meisterte. Er streifte über das Spielfeld, holte sich Bälle überall ab und versuchte sofort, etwas damit anzufangen, indem er in der Regel auf das gegnerische Tor zusteuerte, bevor er selbst abschloss oder versuchte, einen seiner Teamkollegen anzuspielen.

Es gab im englischen Fußball kaum etwas Aufregenderes als Grealish mit dem Ball am Fuß. Dank seiner exzellenten Ballbeherrschung, seiner Beweglichkeit und seiner schieren Furchtlosigkeit tanzte er an den meisten Verteidigern vorbei und brachte die Fans zum Raunen.

Es überrascht daher nicht, dass einige der größten englischen Klubs an ihm interessiert waren. Der momentan vielleicht größte, Manchester City, sicherte sich schließlich im Sommer 2021 seine Dienste für eine Ablösesumme von rund 100 Millionen Pfund. Das machte ihn zum teuersten englischen Spieler aller Zeiten und zum fünftteuersten in der Geschichte des Fußballs.

Perfect Match bei Man City? Fehlanzeige

Man hatte gehofft, dass er unter der Leitung von Pep Guardiola und umgeben von besseren Spielern sein ohnehin schon berauschendes Spiel auf die nächste Stufe heben würde. Doch obwohl er im Nordwesten Englands einigermaßen erfolgreich ist, reißt er die Leute nicht mehr von den Sitzen. Stattdessen ist er zu einem Rädchen in einer gut geölten Maschine geworden. Grealishs Aufgabe ist ermüdend einfach: an der linken Seitenlinie kleben und den Ball festmachen, um Raum und Zeit für Mitspieler zu schaffen.

Wenn er heute den Ball bekommt, versucht er meistens, ein Foul zu provozieren oder einen einfachen Pass zu spielen, um die Dinge am Laufen zu halten, ganz im Gegensatz zu seiner direkten und gefährlichen Spielweise bei Villa. Spaß, Flair und Freiheit wurden durch Funktionalität ersetzt, aber der Engländer hat in der Länderspielpause bewiesen, dass der alte Straßenfußballer immer noch irgendwo in ihm steckt.

Damals, als er bei Villa seine Magie entfaltete, war Grealish der Spieler, den jeder in England in der Nationalmannschaft sehen wollte. Gareth Southgate wurde heftig dafür kritisiert, dass er bei der Euro 2020 nicht regelmäßig in der Startelf stand, und jedes Mal, wenn er von der Bank kam, herrschte im ganzen Land helle Aufregung.

Er schaffte es, sich für die Weltmeisterschaft 2022 in die Startelf zu spielen, konnte aber nicht überzeugen und wurde im letzten Sommer nach einer schlechten Saison bei City ganz aus dem Kader für die Europameisterschaft gestrichen.

Carsley entdeckt Grealish neu

Für die erste Länderspielpause der neuen Saison wurde er jedoch von Interimstrainer Lee Carsley zurückbeordert, und man kann mit Fug und Recht behaupten, dass er seine Chance genutzt hat. Carsley setzte ihn im Spiel gegen Irland im Mittelfeld ein, und da er mehr Freiheiten als bei seinem Klub hatte, zeigte er eine seiner besten Leistungen seit langem. Zudem erzielte sein erstes Tor seit Dezember und war endlich wieder eine echte Kreativkraft.

Er spielte als Nummer 10 und sorgte, wie schon ein seiner Zeit bei den Villains, für viel Wirbel zwischen der linken Flanke und dem Zentrum des Spielfelds, wo er zwei Großchancen kreierte und von der Strafraumgrenze aus cool abschloss. In der gleichen Rolle wurde er auch gegen Finnland eingesetzt und zeigte erneut eine hervorragende Leistung, indem er zwei weitere klare Chancen herausspielte und den Gegner vor große Probleme stellte, wann immer er an den Ball kam.

In beiden Spielen war er wieder der Spieler, der vor Jahren so viele begeistert hatte. In dieser Form ist er ein Spieler, den die Premier League jetzt gut gebrauchen kann.

In Englands höchster Spielklasse ist Pragmatismus das Gebot der Stunde: Die beiden Erstplatzierten des letzten Jahres stellen jeweils vier Innenverteidiger auf und verschiedene andere Trainer setzen auf stark strukturierte Systeme, die die Freiheiten ihrer Spieler einschränken.

Die Fans sind so desillusioniert von der reglementierten Art des Spiels, dass während der Länderspielpause die sozialen Medien von Compilations der so genannten "Barclaysmen" übernommen wurden - Premier-League-Stars aus vergangenen Zeiten, die sich von den Fesseln des modernen Spiels befreit und mit Tricks, Flicks und Wundertoren geglänzt haben.

Im Moment gibt es nicht allzu viele Spieler in der Liga, von denen man sich vorstellen kann, dass sie in 10 Jahren oder so in einem Film zu sehen sein werden, aber Grealish könnte einer von ihnen sein.

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AutorFlashscore