Für David De Gea von Manchester United war es am Sonntag ein weiterer Alptraum in einer Saison zum Vergessen.

Bei der 0:1-Niederlage gegen West Ham United war De Gea für den entscheidenden Führungstreffer verantwortlich, als er einen harmlosen Distanzschuss von Said Benrahma nicht festhalten konnte. Schlimmer noch: Er ließ den Schuss durchrutschen und brachte den Gastgeber in Führung.

In der zweiten Halbzeit wäre ihm beinahe ein weiterer katastrophaler Fehler unterlaufen, als er eine Flanke in den Strafraum nicht festhalten konnte. Wenige Sekunden lag der Ball im Tor Uniteds. Zu de Geas Glück wurde ihm ein Freistoß zugesprochen, nachdem West Hams Michail Antonio ihn bei der Flanke scheinbar nur leicht berührt hatte.

Diese Leistung des Spaniers hat seine Position bei United erneut in Frage gestellt. Zumal sein aktueller Vertrag am Ende dieser Saison ausläuft und man sich noch nicht auf einen neuen Vertrag geeinigt hat. Trainer Erik Ten Hag stärkte seinem Torhüter nach dem Spiel den Rücken:  "Ohne ihn wären wir nicht in dieser Position. Wir machen uns keine Sorgen um ihn. So etwas passiert, aber als Mannschaft muss man damit umgehen können, Charakter und Stärke zeigen. Wir wollen, dass er bleibt und seinen Vertrag verlängert." Dennoch: Die Zukunft des Spaniers ist durchaus ungewiss. 

Das liegt unter anderem am Geld. Ein großer Stolperstein zwischen beiden Parteien ist das horrende Gehalt des Torhüters von 375.000 £ pro Woche. United ist Berichten zufolge nicht daran interessiert, ähnliche Konditionen anzubieten, und objektiv betrachtet kann man das auch verstehen.

Seine individuellen Leistungen sind teils fehlerbehaftet und führten schon vermehrt zu Gegentoren. Dies wird deutlich, wenn man sich die Daten zu seinen Torschüssen (PSxG) in der bisherigen Premier-League-Saison ansieht.

PSxG ist eine Kennzahl, die angibt, wie gut eine Schussmöglichkeit ist. Dabei wird eine Reihe von Faktoren berücksichtigt, darunter die Entfernung zum Tor, der Winkel des Schusses, das Tempo des Schusses und der Teil des Körpers, mit dem der Ball getroffen wurde. Dazu werden historische Schussdaten herangezogen.

Anhand dieser Daten können wir besser analysieren, ob ein Torhüter aufgrund der Qualität der Schüsse, die auf sein Tor abgegeben wurden, mehr oder weniger Tore hätte kassieren müssen. In dieser Saison wurden gegen De Gea laut dieser Kennzahl bisher 1,7 Tore zu viel erzielt.

In der Premier League haben 18 Torhüter, die mehr als 500 Minuten in der Liga gespielt haben, in dieser Saison besser abgeschnitten. Angeführt wird diese Gruppe von 18 Torhütern von Liverpools Alisson mit einer Überleistung von +9,3. Das bedeutet, dass der Brasilianer 9 Tore weniger kassiert, als er eigentlich hätte kassieren müssen. Der enorme Qualitätsunterschied zwischen den beiden Nr. 1 der Nordwest-Rivalen ist also auf den ersten Blick sichtbar.

Es bestehen auch berechtigte Zweifel, ob er in der Lage ist, das zu leisten, was Trainer Erik ten Hag von seinem Torhüter erwartet, um seine auf Ballbesitz ausgerichtete Ideologie im Old Trafford umzusetzen.

Da es immer wahrscheinlicher wird, dass sein 12-jähriger Aufenthalt in Manchester zu Ende geht, werden im Folgenden drei Torhüter vorgestellt, die Manchester United in diesem Sommer als Ersatz für ihn ins Auge fassen könnte.

David Raya - Brentford

Raya (27) wird schon seit einigen Monaten mit United in Verbindung gebracht, und es ist leicht zu verstehen, warum. Er ist ein Landsmann von De Gea und inzwischen ein vollwertiger spanischer Nationalspieler, der im März letzten Jahres beim 2:1-Sieg gegen Albanien sein Debüt gab.

Er ist fünf Jahre jünger als De Gea, aber vor allem hat er einen enormen Vorteil gegenüber der aktuellen Nummer 1 von United, wenn es darum geht, mit dem Ball am Fuß zu spielen: Kein Torhüter der Premier League hat in dieser Saison mehr Pässe gespielt als er mit insgesamt 1.237.

Er würde viel besser zu dem Spielstil passen, den Ten Hag umsetzen möchte, und seine überdurchschnittliche Leistung von +3,6 in Bezug auf PSxG unterstreicht, dass er auch ein ziemlich guter Torhüter ist.

Jordan Pickford - Everton

Pickford (29) ist einer der herausragenden Spieler des FC Everton in dieser Saison, trotz der schwachen Saison.

Er hat einen PSxG-Wert, der dem von Raya (+3) ähnelt, und hat mit zahlreichen Paraden dazu beigetragen, dass die Toffees im Abstiegskampf nicht den Anschluss verloren haben. Besonders hervorzuheben ist, dass er letzte Woche beim 2:2-Unentschieden gegen Leicester City einen Elfmeter von Englands Teamkollegen James Maddison parierte.

Seine Bedeutung für Everton wurde Anfang des Jahres noch einmal unterstrichen, als er einen neuen Vierjahresvertrag mit dem Verein unterzeichnete. Sollten die abstiegsbedrohten Toffees jedoch absteigen, könnte er durchaus zu einem attraktiven Preis zu haben sein.

Pickford, der bereits in Cheshire vor den Toren Manchesters wohnt, wäre sicherlich an einem Wechsel interessiert, zumal ein solcher Wechsel seine Position als Englands Nummer 1 unter Gareth Southgate stabilisieren würde.

Diogo Costa - Porto

Costa (23) ist ein weiterer Spieler, der mit einem Wechsel ins Old Trafford in Verbindung gebracht wird, und es wird gemunkelt, dass die Scouts von United ihn in dieser Saison bereits mehrfach beobachtet haben.

Im Gegensatz zu dem bereits erwähnten Pickford gibt es für seine Dienste keine potenzielle Ablösesumme. Tatsächlich hat er vor der Saison einen neuen Vertrag bei Porto unterzeichnet, der seine Ausstiegsklausel von 27 auf 52 Millionen Pfund erhöht.

Das bedeutet, dass United einiges an Geld in die Hand nehmen müsste, um ihn zu bekommen, aber es gibt gute Argumente dafür, dass er den finanziellen Aufwand wert wäre. Obwohl er erst 23 Jahre alt ist, hat er bereits fünf nationale Trophäen mit seinem Heimatverein gewonnen und wertvolle Champions-League-Erfahrung gesammelt.

Bei PSxG ist er besser als die beiden oben genannten Torhüter (+5,3) - wenn auch in einer vermeintlich schwächeren Liga - und hat in dieser Saison durchschnittlich 1,21 Abwehraktionen außerhalb seines Strafraums pro 90 Minuten absolviert.

Letzteres deutet auf den Mut hin, von seiner Linie abzuweichen und hinter die hohe Verteidigungslinie seiner Mannschaft aufzurücken - etwas, das Ten Hag besonders beeindrucken wird. Zum Vergleich: De Gea hat in dieser Saison im Durchschnitt nur 0,85 Abwehraktionen außerhalb seines Strafraums pro 90 Minuten absolviert.

Costa scheint das gesamte Paket zu haben und ist noch nicht ganz im besten Alter, was ihn aus Sicht von United zu einer äußerst attraktiven Investition machen dürfte.