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FlashFocus: Parmas Rückkehr in die Serie A - Von doppelter Insolvenz zu neuer Stärke

Parma feierte 1999 den zweiten UEFA-Pokal in seiner Geschichte.
Parma feierte 1999 den zweiten UEFA-Pokal in seiner Geschichte.ČTK / AP / Japaridze Misha
Parma Calcio ist zurück im italienischen Oberhaus, was aber nicht bedeutet, dass man direkt wieder an den Erfolgen der späten 1990er-Jahre anknüpfen wird. Nach drei langen Jahren des Fegefeuers sind die Emilianer endlich wieder in der Serie A angekommen. Dabei können sie sich auf eine solide Struktur stützen, die aus Managern besteht, die die Geduld aufbringen, einen Schritt nach dem anderen zu tun. Heutzutage liegt der Schwerpunkt auf der Jugend, aber das Ziel der Familie Krause ist es, den Tardini wieder Trophäen und Meisterschaften zu bescheren - so wie es einst die Familie Tanzi in den 90ern getan hat. Die Nachhaltigkeit eines langfristigen Projekts soll dabei aber nicht aufgegeben werden.

"Genießen". Mit diesen Worten forderte Trainer Fabio Pecchia die Spieler im Frühjahr auf, den Aufstieg Parmas in die Serie A zu feiern. Nach drei Jahren mit Höhen und Tiefen im Fegefeuer der Serie B folgte endlich der Aufstieg, bei dem man die Liga von Anfang bis Ende dominierte. Zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte feierte man die Zweitligameisterschaft.

Es war ein Aufstieg mit besonderem Flair, denn drei Jahre zuvor stieg man finanziell gebeutelt ab. Grundstein des Erfolgs war der neue Besitzer Kyle Krause, der ein langfristiges Projekt verfolgt und seinen Verein stetig verbessern will.

Ein Beweis dafür ist der Erwerb aller Anteile von "Nuovo Inizio" (zu deutsch: Neuanfang), der Unternehmergruppe, die sich 2015 mit den Fans zusammengetan hat, um den Klub neu zu gründen: Aus dem insolventen Parma FC wurde Parma Calcio. Die Familie Krause besitzt nun 99 Prozent des Vereins, während das verbleibende eine Prozent fest in den Händen der Mitglieder bleibt, auch wenn es ein symbolischer Anteil war und bleibt.

"Heute schließen wir eine Reise ab, die mit "Nuovo Inizio" begann", sagte Präsident Kyle Krause nach dem Aufstieg.

"Dies ist ein wichtiger Moment, der unsere Leidenschaft und unser Engagement für den Verein, die Spieler und die Mitarbeiter, aber auch für unsere Fans und die Gemeinschaft von Parma bestätigt. Wir sind stolz auf die mehr als 110-jährige Geschichte von Parma Calcio und entschlossen, den Verein in eine glänzende Zukunft zu führen. Unsere Pläne sind ehrgeizig und gemeinsam bauen wir eine solide Zukunft für den Verein auf", fügte er hinzu.

Die Ursprünge des Mythos

Die Familie Krause hat nur die letzten Jahre der 110-jährigen Geschichte Parmas aus erster Hand erlebt. Ein Verein, der, so unglaublich es auch klingen mag, bis 1990 noch nie in der Serie A vertreten war. Nur wenige Tage vor Beginn der italienischen Heim-WM 1990 feierte man unter dem damals unbekannten Trainer Nevio Scala den Aufstieg.

Präsident Ernesto Ceresini verstarbüberraschend mitten in der Aufstiegs-Saison und konnte die Ergebnisse seiner Arbeit nicht mehr genießen. Er hinterließ einen verwaisten Verein, der einige Monate später in den Händen der Tanzi-Familie landete.

Was von 1990 bis 2002 geschah, kann zweifellos als der größte und mythischste Vorsturm eines Vereins auf die Bühne der Serie A angesehen werden: zwei UEFA-Cups (1995 und 1999), ein Europapokal der Pokalsieger (gewonnen 1993, dazu ein verlorenens Finale im folgenden Jahr), ein UEFA-Supercup (1993), drei italienische Pokale (1992, 1999 und 2002) und ein italienischer Superpokal (1999).

Das einzige, was fehlte, war der Scudetto (Vizemeister 1997, mit Carlo Ancelotti auf der Bank), aber das ändert nichts an der Tatsache, dass in jenen Jahren jeder, der italienischer Meister werden wollte, auch an Parma vorbei musste. Ein Beweis dafür ist die lange Liste der Legenden, die durch das Tardini-Stadion gegangen sind.

Eine Sammlung von Phänomenen

Von Claudio Taffarel bis Tomas Brolin, über Faustino Asprilla, Gianfranco Zola, Fernando Couto, Gianluigi Buffon, Fabio Cannavaro, Lilian Thuram, Hernan Crespo, Enrico Chiesa, Juan Sebastian Veron und natürlich Ballon d'Or-Gewinner Hristo Stoichkov. Doch allein die Tatsache, dass ein Spieler seines Kalibers beschloss, Barcelona zu verlassen und zu einem Verein in der Emilia zu wechseln, lässt erahnen, wie groß das Phänomen Parma in den 90er Jahren war.

Dank der Erfolge ist Parma noch immer der viertgrößte italienische (und 16. europäische) Verein mit den meisten kontinentalen Titeln - nur übertroffen von den drei Königen der Serie A: AC Mailand, Juventus und Inter. Außerdem ist Parma einer von fünf Vereinen (neben Atalanta im letzten Frühjahr), die mindestens einen Europapokal in ihrer Trophäensammlung haben, ohne jemals ihre nationale Meisterschaft gewonnen zu haben.

Von den Misserfolgen...

Das letzte Kunststück Parmas liegt erste einige Jahre zurück: Parma schaffte es, in nur drei Jahren (2015-2018) von der Serie D in die Serie A aufzusteigen. Im italienischem Fußball gelang dies niemand anderem.

Aber was hat Parma in der Serie D gemacht? Zum Leidwesen des Vereins (und des gesamten italienischen Fußballs) war Parma und die Familie Tanzi zu Beginn der 2000er Jahre in einen der größten Skandale der jüngeren italienischen Geschichte verwickelt. Nicht zufällig wurde am 25. Juni 2004 die Parma Football Club SpA gegründet, auf die alle Rechte der insolventen Parma Associazione Calcio übertragen wurden.

Die neue Gesellschaft hielt sich jedoch nur 11 Jahre: Im März 2015 kam es zum "zweiten" Konkurs. Und genau zu diesem Zeitpunkt beschloss die Unternehmergruppe "Nuovo Inizio" gemeinsam mit den Fans einen Schritt nach vorne zu machen, wieder in der Serie D anzufangen und dem Verein ein Jahr später seinen heutigen offiziellen Namen zu geben: Parma Calcio 1913.

... zu einem neuen Anfang

Der Rest ist jüngste Geschichte, aber die Wahrheit ist, dass man es in Parma leid ist, immer nur von der Vergangenheit zu reden. Die Fans blicken in die Zukunft und die Familie Krause erst recht. Vorerst will man auf die Jugend setzen, was die Einsätze von Adrian Bernabe, Ange-Yoan Bonny, Adrian Benedyczak, Simon Sohm, Alessandro Circati und Mandela Keita eindrucksvoll zeigen.

Und genau das ist die gute Nachricht: Der Verein hat beschlossen, von unten nach oben zu bauen, ohne die Fans zu verärgern. Man setzt auf eine Einheit statt auf Stars, die diese stören und die Vereinskasse leeren.

Das Ziel ist es, einen Schritt nach dem anderen zu machen und den Meteoriten Parma in einen der wichtigsten (und nachhaltigsten) Planeten im Universum der Serie A zu verwandeln.