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Deutsche Offensive zaubert: Ungeheuer, Diebe, Freistoßkünstler

SID/Flashscore
Florian Wirtz traf gegen Bosnien im Doppelpack.
Florian Wirtz traf gegen Bosnien im Doppelpack.ČTK / imago sportfotodienst / IMAGO
Die deutsche Offensive läuft heiß - auch, weil ihre Protagonisten ganz neue Qualitäten zeigen.

Tor-"Dieb" Serge Gnabry musste sich einiges anhören. "Wir haben schon den ein oder anderen Spaß in der Kabine gemacht", sagte Pascal Groß über die Monstergrätsche des Münchners, der Groß' Schuss kurz vor der Torlinie über den Rasen rutschend ungewollt mit dem Rücken abgeblockt hatte. "Den", meinte Groß grinsend, "hat er super verteidigt."

Gnabry verhinderte beim 7:0-Spektakel in der Nations League gegen Bosnien und Herzegowina unfreiwillig das achte Tor - und stand dabei doch beispielhaft für die heiß gelaufene DFB-Offensive. "Er war kurz davor, ihn selbst zu machen", lobte der "bestohlene" Dortmunder Groß und betonte: "Das zeigt, dass wir Personal da hatten - zwei, drei Spieler, die das Tor unbedingt machen wollten."

Diese unbändige Gier gepaart mit ganz neuen Qualitäten der Protagonisten bringt die Nationalelf auf eine höhere Entwicklungsstufe.

Zauberfuß Jamal Musiala glänzt plötzlich als Kopfballungeheuer. Florian Wirtz trifft erstmals in seiner Profikarriere per direktem Freistoß.Tim Kleindienst entdeckt das ökonomisch-effiziente Spiel. Tausendsassa Kai Havertz ist überall. Und einstmals gesetzte Topstars wie Leroy Sane oder Gnabry machen in ihrer neuen Jokerrolle Druck.

Matthäus gerät ins Schwärmen

"Der Offensivfußball ist zu 100 Prozent aufgegangen, wir hatten sauviele Chancen", sagte Doppelpacker Kleindienst, der sich mit seinen ersten Länderspieltoren als Neuner-Alternative zu den verletzten Niclas Füllkrug und Deniz Undav etabliert hat. "Das passt einfach", schwärmte der zweite Doppelpacker Wirtz über den Angriffswirbel, "wenn wir so spielen, kommt man in einen Flow."

Der Gladbacher Tim Kleindienst erzielte einen Doppelpack.
Der Gladbacher Tim Kleindienst erzielte einen Doppelpack.ČTK / imago sportfotodienst / Frank Hoermann / SVEN SIMON

Der Schlüssel für den Galafußball ist laut Julian Nagelsmann das veredelte Gegenpressing, das er in Freiburg "das Beeindruckendste" fand. Viele Balleroberungen habe seine Elf schon bei der EM gehabt, aber "zu wenig schnell nach vorne gespielt. Heute haben wir sogar einige Kontertore gemacht nach Ballgewinn", lobte der Bundestrainer.

"Es hat Spaß gemacht", sagte Musiala und schwärmte vom "freien Spiel". RTL-Experte Lothar Matthäus fühlte sich beim nächsten Kopfballtor des Münchners an die früheren Spezialisten Karl-Heinz "Air" Riedle und Miroslav Klose erinnert und adelte ihn als "kompletten Stürmer". Dass sein Kumpel Sane ihn wegen seiner ungelenken Landung verspottete, konnte der "stolze" Musiala leicht verkraften.

Nagelsmann-Kritik fruchtet

Auch Wirtz wurde kritisiert - vor dem Spiel, vom Bundestrainer höchstpersönlich. Nagelsmann krittelte an dessen Freistößen herum, der Leverkusener gab die Antwort mit seinem fulminanten Flatterball auf dem Platz.

Wie Kleindienst, über den Nagelsmann nach dem Einstand des Gladbachers im Oktober gesagt habe, unter seinem nimmermüden Einsatz leide die Torgefahr. Er riet ihm zu "Faulheit" - und tatsächlich war für den 29-Jährigen am Samstag weniger mehr.

Und Havertz? "Mir geht Kai in der Berichterstattung ein bisschen unter", sagte Kapitän Joshua Kimmich, "auch er macht das richtig, richtig gut" und sei "ein sehr guter Spieler". Wie so viele da vorne. Auch "Verteidiger" Gnabry.

Match-Center: Ungarn vs. Deutschland