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DFB-Elf besteht Charaktertest in Bosnien - Ab ins Viertelfinale?

Aktualisiert
Florian Wirtz beim 2:1-Sieg gegen Bosnien-Herzegowina.
Florian Wirtz beim 2:1-Sieg gegen Bosnien-Herzegowina.CHRISTIAN CHARISIUS/DPA/dpa Picture-Alliance via AFP
Julian Nagelsmann sammelt beim Erfolg seiner umgebauten DFB-Elf in Bosnien wertvolle Erkenntnisse. Nun nimmt die Fußball-Nationalmannschaft den Einzug ins Viertelfinale der UEFA Nations League ins Visier.

Julian Nagelsmann hielt sich nicht länger auf dem urwüchsigen Experimentierfeld von Zenica auf als unbedingt nötig. Der Bundestrainer und seine erfolgreiche "Notelf" um Torjäger Deniz Undav ließen die alte Stahl- und Kohlestadt noch in der Nacht hinter sich - mit erneuerter Energie im Gepäck. Bei der Rückkehr nach Herzogenaurach gegen 4 Uhr früh blickte Nagelsmann müde, aber zuversichtlich auf die nächste schwere Aufgabe im Kracher-Klassiker gegen die Niederlande.

"Angesichts der Umstände", sagte er über die rustikal-rostige Regionalliga-Atmosphäre mit hitzigen Elementen und seine Personalprobleme, "war es insgesamt gut. Ich bin schon zufrieden." Das "schon" verriet nur leise Zweifel über die Anfangs- und Schlussphase beim letztlich souveränen 2:1 (2:0) im Charaktertest beim Nations-League-Spiel gegen ein leidenschaftliches, aber limitiertes Bosnien und Herzegowina.

Match-Center: Bosnien-Herzegowina vs. Deutschland

"Kein Leckerbissen", aber wichtige Punkte

Nach "eineinhalb Trainingseinheiten", das wusste Nagelsmann, war von seiner umgebauten Aushilfstruppe mit drei Debütanten nicht mehr zu erwarten. Klaren Kurs auf die Teilnahme am Viertelfinale der Nationenliga hatte sie dennoch genommen - gerade wegen der für die Profis aus der Glitzerwelt so ungewohnten Atmosphäre.

"Oldschool", nannte es Doppelpacker Undav, der sich zurückversetzt sah an seine Wurzeln in Havelse oder Meppen und sich sichtlich wohlfühlte. Das war ansteckend, die Gegebenheiten im Stadion Bilino Polje hätten die nach sieben Ausfällen zusammengewürfelte Mannschaft "zusammengeschweißt", sagte Undav.

"Wir haben nicht zu viel darüber geredet und es gut angenommen", befand Mittelfeldarbeiter Robert Andrich, der "das Selbstverständnis für Siege weiter gestärkt" sah. Nagelsmann weiß nun, dass seine Auswahl auch personell geschwächt eine gewisse Widerstandsfähigkeit besitzt. RTL-Experte Lothar Matthäus lobte ihr Spiel zu Recht als "sehr reif".

Taktisch war es variabel: Nagelsmann rettete das ungerecht knappe Ergebnis mit Dreierkette ins Ziel. "Es war kein Leckerbissen, aber wir haben uns nicht verunsichern lassen", sagte Andrich, "das war sehr, sehr wichtig für uns."

Matchwinner Undav

Dieser Mannschaft muss auch vor dem Rückspiel gegen die Niederlande am Montag (20:45 Uhr/LIVE in der Flashscore-Audioreportage) in München nicht bange sein. Weil die Spieler füreinander da sind. Weil sie einen Torjäger wie Undav haben.

Sonderlob für Doppelpacker Undav.
Sonderlob für Doppelpacker Undav.ČTK / imago sportfotodienst / IMAGO

Weil Teil eins beim Jobsharing im Tor zwischen Alexander Nübel und Oliver Baumann funktionierte. Weil Nagelsmann in den weiteren Debütanten Tim Kleindienst und Jonathan Burkardt zusätzliche Alternativen hat. Und weil sein Team auch dezimiert noch einen Hauch EM-Zauber versprühte.

Wie beim 0:1, als die Leverkusen-Connection Andrich und Florian Wirtz perfekt vorbereitete für Undav. Die Ablage von Zauberfüßchen Wirtz nach Andrichs feinem Pass sei "außergewöhnlich gut" gewesen, schwärmte Nagelsmann. Undav vollstreckte ebenso trocken (30.) wie nach der Flanke des wieder erstarkten Linksverteidigers Maximilian Mittelstädt zum 0:2 (36.).

"Er ist ein richtig cooler Fetzen", sagte Nagelsmann über seine hängende Spitze, die aus der DFB-Auswahl nicht mehr wegzudenken ist. "Er hat gute Konkurrenz auf der Position", sagte der Bundestrainer, "aber er ist einer, den wir sehr gerne bei uns haben."

Gelungene Nübel-Premiere

Der Stuttgarter lobte lieber die Neuen. "Die haben sich gut integriert, es hat Spaß gemacht, sie haben alle Qualitäten." Etwa Torwart Nübel, den Nagelsmann freisprach von Teilschuld am Anschlusstreffer durch Sturm-Veteran Edin Dzeko (70.). "Alex hat sehr gut gespielt", sagte er. Nübel "war überglücklich" mit seinem Einstand und versicherte treuherzig, wie sehr er sich darüber freue, dass gegen Oranje sein Konkurrent Baumann erstmals ran dürfe.

Die Noten zum Spiel.
Die Noten zum Spiel.Flashscore

Dass der Trikottausch mit der begehrten "1" mittelfristig ein Modell bleibe in Abwesenheit der verletzten Stammkraft Marc-Andre ter Stegen, wollte Nagelsmann nicht bestätigen. "Das hängt von der Leistung in der Liga ab", sagte er.

Kurzfristig hat Nagelsmann ohnehin andere Sorgen. Auch Joker Chris Führich fällt aus (Muskelfaserriss), der fest eingeplante Einsatz von Aleksandar Pavlovic (Knie) wackelt. Das Ziel aber, versicherte Nagelsmann vor dem Jahrestag seines Debüts als Bundestrainer, bleibe dasselbe: ein weiterer Sieg und der vorzeitige Einzug in die K.o.-Runde.