Mit einem knappen Sieg über Südkorea sicherte sich WM-Neuling Marokko eine einzigartige Gelegenheit. Der Einzug ins Achtelfinale ist tatsächlich möglich, man hat ihn gar in den eigenen Händen - zumindest theoretisch. Gewinnt man das letzte Gruppenspiel gegen Kolumbien mit vier Toren Differenz, ist der Einzug in die K.-o.-Runde beschlossene Sache.
Mehr als nur ein Kopfball
Ibtissam Jraidi erzielte gegen Südkorea in der 6. Minute den entscheidenden Treffer zum 1:0. Ein historischer Moment in Marokkos Fußball-Geschichte. Das erste Tor bei einer Frauen-WM, die Bestätigung nach der deutlichen 6:0-Niederlage gegen Deutschland, dass man in Australien und Neuseeland zurecht dabei ist. Jraidi widmete den Sieg “unserem Land und allen Afrikanern”.
Südkorea dominierte den Ballbesitz, Marokko hatte in etlichen Situationen Glück, nicht den Ausgleich zu kassieren. Nach dem Schlusspfiff war das völlig egal, bei den Marokkanerinnen brach grenzenloser Jubel aus.
Auch Trainer Reynald Pedros fand nach dem Schlusspfif keine Zeit für kritische Zwischentöne. Der Sieg sei einfach nur “fantastisch”. Auf das nächste Spiele müsse man sich “gut vorbereiten”, räumte der ehmalige Lyon-Trainer ein. Aber: “Wir wollen den Sieg heute genießen.”
Caicedo offensichtlich einsatzbereit
Nicht nur Marokko, auch Kolumbien kam gestärkt aus dem 2. Spieltag hervor. Ohnehin herrschte im fußballverrückten Land bereits eine gigantische Euphorie. Über 10 Millionen Kolumbianerinnen und Kolumbianer saßen beim 2:0-Erfolg zum WM-Auftakt gegen Südkorea vor den Fernsehbildschirmen.
Der 2:1-Sieg gegen das scheinbar übermächtige Deutschland hob Kolumbien endgültig auf eine neue Stufe. Zum ersten Mal gelangen zwei WM-Siege in Serie. Superstar Linda Caicedo bestätigte mit ihrem Traumtor zum 1:0-Zwischenstand, dass sie bereit ist, auch in brenzligen Situationen Verantwortung zu übernehmen.
Trainer Nelson Abadia räumte auf der Pressekonferenz vor dem letzten Gruppenspiel sämtliche Zweifel aus dem Weg, Caicedo leidet unter keinerlei gesundheitlichen Problemen. Sie habe “sich einer Untersuchung unterzogen und Sie können sicher sein, dass sie bei 100 Prozent ist.” Sowohl im Mannschaftstraining als auch gegen Deutschland litt sie augenscheinlich unter Atemproblemen.
Drei Punkte gegen Marokko wirken für Kolumbien also wie ein realistisches Ziel. Ein Erfolg zum Abschluss der Vorrunde wäre gleichbedeutend mit Tabellenplatz 1 und einer verhältnismäßig einfachen Aufgabe im Achtelfinale: Jamaika.
Zum Match-Center: Marokko vs. Kolumbien
Voraussichtliche Aufstellungen:
Marokko (4-4-2): Errmichi - El Haj, Ben Zina, El Chad, Redouani - Ouzraoui, Nakkach, Chebbak, Tagnaout - Amani, Jraidi
Kolumbien (4-2-3-1): Perez - C. Arias, Ramos, D. Arias, Vanegas - Bedoya, Montoya - Andrade, Usme, Caicedo - Ramirez
Flashscore-Prognose: Einseitige Angelegenheit
Der erste Sieg der WM-Historie täuscht nicht über die eklatanten qualitativen Defizite Marokkos hinweg. Beim knappen 1:0-Sieg gegen Südkorea haben die Afrikanerinnen ihr Glück wohl überstrapaziert. Kolumbien wird das Spiel dominieren und kurzen Prozess machen. Zweifel am Gruppensieg kommen keine auf, der Endstand lautet 4:0 für die Südamerikanerinnen.