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Ablenkung am Kleiderschrank: Drux-Drama erschüttert Handball

Paul Drux muss seine Karriere frühzeitig beenden.
Paul Drux muss seine Karriere frühzeitig beenden.ČTK/imago sportfotodienst/nordphoto GmbH/Engler
Paul Drux muss mit gerade einmal 29 Jahren seine Karriere beenden. Dem Handball wird der langjährige Nationalspieler aber wohl erhalten bleiben.

Als das Drama besiegelt war und die tragische Nachricht vom Karrierende mit 29 die Runde machte, fand Paul Drux Halt bei seiner Familie. "Ich habe bewusst mein Handy weggelegt und am Kleiderschrank meiner Tochter gearbeitet, das hat mich abgelenkt", berichtete Drux, als er den ersten Schock der "niederschmetternden Diagnose" halbwegs verdaut hatte.

Eine neuerliche Knieverletzung zwingt den leidgeplagten Rückraumspieler zur endgültigen Aufgabe. Nach etlichen Jahren als Kapitän der Füchse Berlin und in der Nationalmannschaft hängt Drux - vorbildlicher Kämpfer, sportliches Stehaufmännchen und Publikumsliebling - seine Handballschuhe an den Nagel. "Ich bin sehr dankbar für das, was ich im aktiven Handball als Spieler erleben und erreichen durfte", sagte Drux.

Zukunft in der Geschäftsführung

Dass er seinem Sport treu bleibt, steht außer Frage. Spätestens 2028 soll Drux seinen Mentor Bob Hanning als Füchse-Geschäftsführer beerben. Doch soweit gehen die Gedanken des gebürtigen Gummersbachers noch nicht. Vor den beiden notwendigen Operationen des linken Knies gilt der volle Fokus erstmal der unmittelbar bevorstehende Geburt seiner zweiten Tochter. "Es ist die schönste Ablenkung, die man sich vorstellen kann", so Drux.

Mit dem durch und durch sympathischen Rechtshänder verliert die Bundesliga einen beispiellosen Kämpfer. Einen, der den Teamerfolg stets an eins stellte. Einen, der sich für Klub und Nationalmannschaft in jeden Zweikampf schmiss, als wäre es sein letzter. Und einen, der sich nach etlichen schweren Verletzungen immer wieder zurückgekämpft hatte - nun hat Drux den Kampf gegen seinen eigenen Körper verloren.

Würdigung von Gislason

"Das ist wirklich traurig", sagte Bundestrainer Alfred Gislason bei handball-world und würdigte Drux als einen, "der immer alles für seine Mannschaft gegeben hat". Berlins Boss Hanning, der den Rückraumspieler über die gesamte Karriere begleitet hat, meinte: "Es tut mir unfassbar weh, dass Paul auf diesem Wege seine Karriere beenden muss." Drux stehe "wie kaum ein anderer für Integrität und Motivation durch Identifikation".

13 Jahre lang spielte Drux für die Hauptstädter, vom B-Jugendlichen stieg er zum Leistungsträger, Publikumsliebling und Kapitän auf. Mit der Profimannschaft gewann er Europapokale, die Klub-WM, den DHB-Pokal und den Supercup. Ein Titelgewinn mit der Nationalmannschaft blieb dem wurfgewaltigen Drux auch aufgrund seiner Verletzungsanfälligkeit verwehrt, 127-mal kam er für das DHB-Team zum Einsatz.

Drux galt lange als Shootingstar des deutschen Handballs. Er wurde wegen seiner enormen Fähigkeiten nicht selten mit den Größten verglichen - doch am Ende wird er auch als einer der größten Pechvögel des deutschen Handballs in die Geschichte eingehen. Immer wieder machte ihm sein Körper einen Strich durch die Rechnung.

Meniskusriss, Kreuzbandriss, Achillessehnenriss, Schulter-OP, Sprunggelenk: Es gab kaum eine schwere Verletzung, die Drux nicht durchleiden musste. Auch den größten Triumph der letzten Jahre, das goldene EM-Wintermärchen 2016 in Polen, verpasste Drux. Verletzt.