"Geiles Spiel": Aufmüpfiges Melsungen heiß auf Kracher gegen Magdeburg
Timo Kastening kann es kaum erwarten. Samstagabend, Prime Time: Die MT Melsungen fordert als Tabellenführer den deutschen Handballmeister SC Magdeburg heraus. "Das wird ein geiles Spiel", sagt der Kapitän der Hessen und schiebt forsch hinterher: "Wenn du da oben bist, gibst du es nicht freiwillig ab, jeder Sportler, der das sagt, lügt. Wir wollen da oben bleiben, wir wollen Magdeburg zu Hause schlagen."
Beim Duell zwischen dem aufmüpfigen Underdog und dem zuletzt strauchelnden Champion treffen am Samstag (20:30 Uhr/Dyn) die einzigen beiden Teams aufeinander, die in der Bundesliga bislang nur zwei Minuspunkte auf dem Konto haben. Während die bislang meist souveränen Liga-Auftritte des SCM kaum überraschen, dürfte der Höhenflug der stets ambitionierten MT manch einen Beobachter zum Staunen bringen.
"Wir haben dieses Jahr nochmal Qualität draufgepackt und sind in unserem Grundniveau stabiler geworden sind", sagt Kastening im Gespräch mit dem Sport-Informations-Dienst (SID) über den starken Saisonstart. Das 32:27 im DHB-Pokal-Achtelfinale beim Zweitligisten TuSEM Essen unter der Woche war bereits der elfte Pflichtspielsieg in Folge.
Mehr Professionalität – Mehr Erfolg
Der Lauf des ewigen Geheimfavoriten, der in der Vergangenheit stets hoch gehandelt wurde, aber nur selten den Erwartungen gerecht wurde, ist Ergebnis einer neuen Politik. Seit Ex-Profi Michael Allendorf vor zwei Jahren die sportliche Hauptverantwortung erst als Sportdirektor und mittlerweile als Sportvorstand übernahm, präsentiert sich Melsungen neben und - vor allem - auf dem Feld als geschlossene Einheit.
In den Jahren zuvor kämpfte der Klub mit dem immer gleichen Problem: Hochklassige, dank eines Großsponsors bestens bezahlte Individualisten bildeten keine Einheit. Das hat sich geändert. Mittlerweile treffen sich die Profis regelmäßig auch abseits der Platte, gehen etwa gemeinsam essen. "Früher wäre das undenkbar gewesen, da ist jeder seiner Wege gegangen", berichtet Kastening in der Sport Bild.
Melsungen hat "gesundes Selbstbewusstsein"
Hinzu kommt, dass Neuzugänge wie Aaron Mensing oder Alexandre Cavalcanti im Team von Trainer Roberto Garcia Parrondo richtig eingeschlagen haben. Auch die Defensive steht dieses Jahr hervorragend. Mit durchschnittlich nur 26 Gegentoren pro Spiel rangiert Melsungen auch in dieser Hinsicht an der Spitze. Die Handschrift des spanischen Coaches ist deutlich sichtbar.
"Wir haben ein gesundes Selbstbewusstsein. Wir gewinnen sowohl die Spiele, in denen wir gut spielen, aber auch die, in denen wir nicht unsere beste Leistung gebracht haben", sagt Mensing bei Dyn über den Erfolgslauf. Die Qualität und die Breite, glaubt auch Kastening, "macht uns stärker als im letzten Jahr".
Die spannende Frage: Hält der Lauf an? Auch in der Vorsaison hatte die MT einen Knallstart hingelegt, war am Ende aber noch auf den fünften Platz abgerutscht. Damals sorgte das Topspiel bei den Füchsen Berlin für einen kleinen Bruch in der Saison. Gegen die angeschlagenen Magdeburger, die unter der Woche beim THW Kiel ein schmerzhaftes Pokal-Aus verkraften mussten, soll die Siegesserie nun weitergehen.