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Ohne Lewandowski: Barcelona muss die Festung Atlético erklimmen

Xavi (r.) möchte auch ohne Robert Lewandoeski in Madrid alle drei Punkte mitnehmen.
Xavi (r.) möchte auch ohne Robert Lewandoeski in Madrid alle drei Punkte mitnehmen.Profimedia
Um 21 Uhr messen sich am Sonntag im Wanda Metropolitano Atlético und der aktuelle spanische Tabellenführer - der große FC Barcelona. Vom Glanz vergangener Tage ist nicht viel geblieben, außer vielleicht Trainer Xavi Hernández. Ein Triumph gegen die für ihre Kampfkraft und defensive Stellweise berüchtigten Madrilenen würde den Katalanen im Titelrennen enorm weiterhelfen. Atléti hingegen wäre bei einer Niederlage aus dem Duell um die Meisterschale endgültig raus.

Diego Simeone präsentierte sich auf der Pressekonferenz vor dem wichtigen Spiel gegen Tabellenführer FC Barcelona zunächst typisch wortkarg. Konkrete Angaben zur Personalsituation machte er keine. Er lobte Barça, er lobte sein katalanisches Pendant Xavi Hernández, er bemühte die gängigen Phrasen. "Von Spiel zu Spiel" wird gedacht, ja, es sei ein "weiteres Endspiel". Erst allmählich kam der Argentinier ins Plaudern. 

Den spanischen Medien kam Simeones Zurückhaltung nicht gelegen, man versuchte, aus dem einst für seine Wutanfälle und Wortgefechte bekannten Strategen, das alte Feuer zu kitzeln - keine Chance. Ob Mittelfeldtalent Pablo Barrios (19) Chancen auf einen Einsatz habe? Die Antwort: "Wir wissen im Prinzip nicht, wer im Mittelfeld beginnen wird. Pablo leistet gute Arbeit, auch Lemar, Koke und Kondogbia."

Ob das Spitzenspiel gegen die Blaugrana zum Wendepunkt im Titelrennen werden könnte? Die Antwort: "In den letzten elf Jahren, seit ich hier bin, sind wir an jedes Spiel herangegangen, als wäre es ein Finale. Das werden wir auch im Spiel danach gegen Almeria tun und so weiter. Die Wahrheit im Fußball ist: Es gibt kein wichtigeres Spiel, als das nächste."

Es ist eine Tatsache, dass große Trainer sich nicht nur durch ihr Verständnis von Taktik oder ihre Trainingsarbeit auszeichnen. Kommunikative Fähigkeiten sind in der raschen Medienwelt eine Grundkompetenz. Sowohl innerhalb der Mannschaft als auch bei Pressekonferenzen und in Interviews. Simeone weiß: von einem Topspiel zu sprechen, Lobeshymnen auf die eigenen Spieler loszulassen, das alles würde den Druck auf seine Mannschaft erhöhen. In einem Spiel, von dem ohnehin viel abhängt.

In der Tabelle liegt Atlético auf Platz vier, der Rückstand auf Barcelona beträgt bereits elf Punkte. Als Kandidat auf den Meistertitel gelten die Hauptstädter allgemein nicht mehr. Die letzten drei La Liga-Duelle boten keine all zu großen Herausforderungen, dennoch schnitten die Madrilenen mittelmäßig ab. Lediglich gegen Schlusslicht Elche gab es einen 2:0-Erfolg. Vor der WM-Pause verlor man auf Mallorca und spielte Unentschieden gegen Espanyol. In der Champions League verdrängte Leverkusen Simeones Team auf Rang vier, die europäische Saison ist bereits zu Ende.

Wie einen Bissen Brot: Barça braucht den Meistertitel

Die Meisterschale in Händen zu halten gelang Barcelonas Trainer schon häufig - zumindest als Spieler. Da stand es noch bestens um Barça. Acht spanische Meistertitel, vier Champions League-Triumphe gelangen Xavi - die guten alten Zeiten sind in Katalonien noch immer präsent, wenn auch längst Vergangenheit. Der Abgang vom nunmehrigen Weltmeister Lionel Messi 2021 stellte den Anreiz zu einem neuen Selbstverständnis dar.

Das Präsidium um Joan Laporta war damals vor die Wahl gestellt: konsequent einsparen, Schulden reduzieren, voll auf den Nachwuchs setzen - und das Risiko eingehen, in der sportlichen Bedeutungslosigkeit zu versinken? Oder große Investitionsfreude zeigen, mit alten Traditionen brechen, prominente Spieler aus dem Ausland verpflichten - und durch kurzfristigen sportlichen Erfolg neue Sponsoren an Land ziehen und hohe Wettbewerbsprämien kassieren. Wobei ein Restrisiko nie ausbleibt.

Wofür sich Laporta entschloss, ist bekannt - Stichwort Robert Lewandowski. Der Pole erzielte 13 Ligatreffer, führt die Torschützenliste an und entschied schon einige Duelle für sein Team. Bei Atlético Madrid wird er gesperrt fehlen. Lewandowski war gegen Osasuna auf kuriose Weise ausgeschlossen worden, er sitzt eine Drei-Spiele-Sperre ab. Wie Xavi auf den Ausfall reagieren will? Keine konkrete Antwort: "Wir haben mehrere Möglichkeiten ausprobiert, morgen werden Sie es schon sehen. Es gibt mehrere Ideen."

Das letzte direkte Duell zwischen den beiden Teams ist lange her. Um 21 Uhr (live auf DAZN und im kostenlosen Flashscore Audiostream) wird Schiedsrichter Munuera Montero den Ball im Wanda Metropolitano freigeben. Die Gäste werden hoch motiviert sein, die starke Leistung beim 4:2-Sieg im Februar 2022 zu reproduzieren. Xavis Team befindet sich mitten im Titelkampf, nach Real Madrids Patzer gegen Villarreal kann man nun auf drei Punkte davonziehen. Ein Triumph in La Liga hätte für den ebenso investitionsfreudigen wie hoch verschuldeten Traditionsverein ganz besondere Bedeutung.

In der Champions League ist Barcelona nicht mehr dabei, dem krisengeplagten Verein bleiben nur noch in der Meisterschaft große Möglichkeiten, zu beweisen: Wir sind mehr als ein Klub - "Més que un club". Ein Triumph in der Europa League wäre damit verglichen bloß ein Tropfen auf dem heißen Stein. Auch dem Barcelona-Coach wurde die Frage gestellt, ob das Spiel bei Atlético bereits Entscheidungscharakter im Titelrennen habe: "Das nächste Spiel ist das wichtigste. Es wäre nicht die Entscheidung, aber ein heftiger Schlag."

Auf Pressekonferenzen wurden noch selten Spiele entschieden. "Die Wahrheit liegt auf dem Platz" - das wusste schon Otto Rehhagel, das wird immer so bleiben. 

Voraussichtliche Aufstellungen

Atlético Madrid (4-4-2):

Oblak - Molina, Savić, Giménez, Reinildo - Llorente, Kondogbia, Barrios, Carrasco - Griezmann, Morata

FC Barcelona (4-3-3):

Ter Stegen - Sergi Roberto, García, Alonso, Baldé - Busquets, Gavi, Pedri - Raphinha, Depay, Torres