Riesenslalom in Sölden: Hirscher "echt happy" - auch die Deutschen dürfen es sein
Vor dem Start hatte Hirscher noch einmal Druck von sich genommen und versichert, schon die Qualifikation für den zweiten Lauf des Riesenslaloms zum Weltcup-Auftakt käme einer "Sensation" gleich. Es wurde dann tatsächlich etwas knapp, als 28. rutschte der achtmalige Gesamtweltcupsieger ins Finale - dort verbesserte er sich mit 2,16 Sekunden Rückstand auf den überlegenen Sieger Henrik Steen Olsen aus Norwegen auf Rang 23.
Wesentlich erfolgreicher verlief das Comeback von Lucas Pinheiro Braathen, der im Zielraum vor Glück Samba tanzte. Der 24-Jährige holte nach einem Jahr Abwesenheit und seinem Abschied vom norwegischen Verband als Vierter die ersten Weltcuppunkte überhaupt für Brasilien. "Mir fehlen fast die Worte, es ist so emotional", sagte er. Nach dem Ausscheiden des Schweizer Topfavoriten Marco Odermatt im ersten Lauf lagen vor dem Paradiesvogel noch zwei weitere ehemalige Teamkollegen: Henrik Kristoffersen und Alte Lie McGrath.
Deutsche machen Hoffnung
Im Schatten von Hirscher und den Norwegern sorgten die Deutschen für unerwartete Lichtblicke. Alexander Schmid, eingebremst durch Knieschmerzen und Ermüdungserscheinungen, belegte Rang 16. Slalomspezialist Linus Straßer gelang im erst 25. Riesenslalom seiner Karriere mit Rang 22 immerhin sein zweitbestes Ergebnis in dieser Disziplin und das beste seit beinahe sieben Jahren. Und Jonas Stockinger, Sieger der Europacupwertung der vergangenen Saison, lieferte bei seinem neunten Weltcupstart als 25. sein bestes Ergebnis ab.
Schon beim Rennen der Frauen, das nach dem Absturz von Ski-Königin Mikaela Shiffrin (USA) von Platz eins auf Platz fünf die Kombinationsweltmeisterin Frederica Brignone aus Italien gewann, war es besser gelaufen als gedacht für die deutsche Mannschaft. Lena Dürr überraschte als Zehnte, es war ihr bestes Riesenslalom-Resultat seit mehr als einem Jahrzehnt. Fabiana Dorigo aus München holte in ihrem siebten Weltcuprennen als 24. erstmals Punkte.
Greift Hirscher nochmal an?
Im Mittelpunkt aber stand erwartungsgemäß Hirscher. Ein Siegfahrer wie einst für Österreich war der 35-Jährige, der nun für die Niederlande startet, erwartungsgemäß nicht - aber ein Anfang ist gemacht. Noch hat er offensichtlich Probleme, sein Material abzustimmen. "Wenn er das in den Griff bekommt, fährt er eineinhalb Sekunden schneller", urteilte Kumpel Felix Neureuther im BR. Fünf Jahre Pause lassen sich nicht so schnell aufholen.
"Man merkt schon teilweise, die Jungs sind mit Sachen unterwegs, die hat es zu meiner und zu Felix' Zeit noch gar nicht gegeben", sagte Hirscher mit einem Grinsen. Neureuther erkannte in seiner Analyse: "Es ist noch nicht die Überzeugung da, dass er dem Material vertrauen kann." So gesehen, sei es "sensationell" was Hirscher abgeliefert habe, "ein Riesenerfolg".
In Sölden startete Hirscher aufgrund einer umstrittenen Wildcard, die der Weltverband FIS für besonders verdiente Comeback-Willige eingeführt hat. Seine nächste Möglichkeit eine dieser Sondergenehmigungen zu beantragen, erhält er schon bald: Ab Mitte November stehen in Levi und danach in Gurgel jeweils ein Slalom für Frauen und Männer an.